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Stegen in den Zeitungsmeldungen
1972

BZ 2.2.1972

Stegen baut sich ein neues Ortszentrum

Stegen. Nachdem die Planung genehmigt und die Finanzierung gesichert ist, konnte vor kurzem mit den Bauarbeiten für das neue Rathaus begonnen werden. Die bisherige Unterbringung der Gemeindeverwaltung in dem alten Gebäude mit seinen beengten Räumen entspricht lange nicht mehr den heutigen Anforderungen, besonders nicht dem stets wachsenden Publikumsverkehr. An dem Neubau ist auch die Bezirkssparkasse Kirchzarten beteiligt, die ihren Filialbetrieb, der ebenfalls behelfsmäßig in dem alten Rathaus untergebracht ist, in das neue Gebäude verlegen wird.


Gleichzeitig mit dem neuen Rathaus wird in dem Neubaugebiet von Stegen ein Supermarkt eingerichtet, der seiner Vollendung entgegen geht und mit dessen Eröffnung Anfang März zu rechnen ist. Neben dem Supermarkt wird sich auch eine Drogerie und eine Zweigstelle der Gewerbebank Kirchzarten niederlassen, was dem Wunsche der stets wachsenden Einwohnerzahl von Stegen sehr gegenkommt.


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BZ 10.2.1972

Breisgauer Nachrichten

Zum Beispiel Stegen:

Wenn Eigentum dem Gemeinwohl im Weg steht

Gefährlicher Schulweg wegen einiger Quadratmeter Privatgelände ?


Stegen. Vor allem in Ballungsräumen der Bundesrepublik ist in jüngster Zeit viel über die Aussage diskutiert worden, die im Grundgesetz steht: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen.“ Auch in kleinen Landgemeinden können aber Konflikte zwischen dem Eigentumsrecht und dem Wohl der Allgemeinheit entstehen. Einen solchen Fall schildert etwa unser Stegener Mitarbeiter:

„Am Tage schon ist das Gehen auf der Dorfstraße durch Stegen, die hier ein Teilstück der Landstraße von Freiburg nach St.Peter ist, recht gefährlich. An den engsten Stellen nur 4,50 Meter breit, ist sie auf einer Länge von ca. 500 Metern eine dauernde Gefahrenstellen. Platz für die Fußgänger ist nur auf der schmalen Straße, und die Anlieger wissen aus eigener Erfahrung, wie gefährlich das Begehen besonders bei Dunkelheit ist. Zur einen Seite bricht der Abhang hinunter zum Eschbach, zur anderen begrenzt sie einen Gartenzaun oder eine Hausmauer, und nur stückckweise bietet sie die Möglichkeit zum Ausweichen auf eine Wiese. Das gefürchteste Straßenstück liegt etwa 200 Meter nach der Ortseinfahrt von Freiburg her. Eine unübersichtliche Links-rechts-Kurve mit einer Abzweigung nach Kirchzarten...“

Diese Zeilen stammen aus dem Jahre 1953 und sind der Badischen Zeitung vom Oktober entnommen.

Der Artikel, von dem gleichen Chronisten geschrieben, hatte die Überschrift: Ohne Begradigung keine Sicherheit.

In der Zwischenzeit sind mehr als acht Jahre vergangen.

Die Pläne sehen zur Sicherheit der Fußgänger eine Begradigung der Straße und den Bau von Gehwegen vor. Seit zwei Jahren liegen sie in der Schublade und können nicht verwirklicht werden, weil zwei Stegener Bürger, die einige Quadratmeter ihres Gartens abtreten müßten, ihre Genehmigung nicht erteilen. Alle anderen Anlieger es sind 24, haben sich längst damit einverstanden erklärt.


Die Zeichnung gibt eine Vorstellung von den Verkehrsverhältnissen in Stegen, besonders an der "Gefahrenstelle Nr.1" Die Kurvenlinie ist die derzeitige Landstraße. Sie könnte in diesem Jahr begradigt und mit Gehwegen versehen werden. Auch danach wäre der Abstand zu den Wohnhäusern noch groß genug, daß Lärm die Bewohner richt belästigen würde.

Seit zu Beginn des Schuljahres 71/72 im alten Schulhaus am Ortsausgang von Stegen wieder in einem Klassenraum Unterricht erteilt werden muß, bangen die Eltern dieser Kinder täglich um die Gesundheit der Kleinen.


Ihre Klassenlehrerin gibt sich alle erdenkliche Mühe, ihnen den Übergang zur Schule und den Schulweg selbst zu erleichtern, der Schulleiter fuhr per Fahrrad mit ihnen die gefährlichsten Strecken ab und wies sie auf richtiges Verhalten im Verkehr hin. Die Gefährdung bleibt.


Am 9. Februar fand durch die Verantwortlichen der Straßenverwaltung wieder eine Begehung statt. Auch danach kann sich nichts ändern. Im Jahr 1972 stehen für den Ausbau der Ortsdurchfahrt über 200.000 Mark im Haushaltsplan. Das heißt, es könnten alle Sorgen beseitigt werden. Aber die Zustimmung zweier Bürger fehlt. Die Eltern wollen gemeinsam mit der Schulleitung und der Gemeindeverwaltung alles versuchen, diese Zustimmung zu erhalten. Gedacht ist an eine Protestaktion, an eine Unterschriftensammlung und persönliche Unterredungen.


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BZ 27.2.1972

Die Eltern sind enttäuscht - Regierungspräsident soll helfen 

Gefahrenquelle auf dem Schulweg noch nicht behoben


Stegen. Der Elternbeirat der Grund- und Hauptschule Stegen hatte Donnerstagabend die Eltern der ersten vier Schuljahre eingeladen, um gemeinsam mit ihnen Maßstäbe zu diskutieren, wie die permanente Gefährdung durch die Verkehrssituation auf dem Schulweg beseitigt werden könnte. Der Vorsitzende des Elternbeirats, Studienrat Rösch, gab einen kurzen Rechenschaftsbericht. Daraus ging hervor, daß die Begradigung der Ortsdurchfahrt Stegen und die Anlage von Gehwegen wegen des Einspruchs zweier Einwohner auch in diesem Jahr nicht möglich ist.


Rösch las ein Schreiben vor, das an beide Grundbesitzer mit der Bitte um Revidierung ihrer Einstellung gerichtet worden war. Darin wurde besonders die Verantwortung für etwaige Unglücksfälle von Kindern angesprochen. Mit Bedauern nahmen die Eltern eine abschlägige Antwort zur Kenntnis, die zweite steht noch aus. Die Eltern vertreten die Meinung, daß bei dieser Einstellung auch mit massiven Demonstrationen kein Erfolg zu erreichen sei. Mit dem Beginn des Erweiterungsbaus der Grundschule ist voraussichtlich in diesem Jahr nicht zu rechnen. Die Finanzierung durch das Land ist fraglich geworden; das Projekt Stegen ‚steht an. 27. Stelle der Schulbauliste. Das bedeutet, daß der Schulsaal im alten Schulhaus weiter benutzt werden muß, vielleicht muß dort sogar auch der zweite Schulsaal wieder belegt werden, wenn die Sparkasse Kirchzarten, die ihn bis Ende des Jahres noch belegt hat, in das neue Rathaus umgezogen ist. Um das zu verhindern, fordern die Eltern jetzt; daß der Werkunterricht der Hauptschule nicht mehr erteilt werden soll, wenigstens ab Gasthaus "Hirschen“ bis zum Ortsausgang in Richtung St.Peter die Begradigung mit der Anlage des Gehweges zu besorgen. Mit dieser Lösung wäre die Gefahr erheblich herabgesetzt. Der Elternbeirat wird Regierungspräsident Dr. Person einladen, die Verhältnisse in Stegen kennenzulernen. Er hofft mit der Schulleitung, den Eltern und der Gemeindeverwaltung auf grünes Licht für dieses Teilstück. Außergewöhnliche Umstände rechtfertigten außergewöhnliche Maßnahmen. Zu bedauern seien in diesem Zusammenhang auch die Kinder des Schulzentrums der Hörgeschädigten. Wenn sie gruppenweise mit ihren Betreuerinnen am Straßenrand gehen müssen, wisse kein Autofahrer, daß sie ihn unter Umständen nicht hören. Ein Unfall sei bereits passiert. -eh-


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BZ 4.3.1972

Das Fernsehen filmte Schulweg

Kompromiss über Stegener Hauptstraße möglich?


Stegen. Möglicherweise bahnt sich ein Kompromiß an, durch den die Stegener Ortsdurchfahrt nun doch noch als Schulweg entschärft werden kann:


Freitagvormittag durfte das dritte Schuljahr einen Spaziergang unternehmen. Das Klassenzimmer im alten Schulhaus wurde gebraucht. Vertreter des Straßenbauamtes hatten Anlieger der Ortsdurchfahrt im Zuge des Plan-Feststellungsverfahrens dorthin eingeladen, unter ihnen auch die beiden Einwohner, an deren Einspruch der Ausbau der Straße bisher gescheitert war.


Das. Straßenbauamt strebt jetzt eine großzügige Lösung an. Die Verwirklichung seiner Pläne fordert von den Anliegern verschiedentlich noch mehr Quadratmeter ihres Geländes. So war es nicht verwunderlich, daß zwei weitere Einsprüche protokolliert werden mußten. Während draußen auf der Straße ein Team. der Abendschau des Südwestfunks Aufnahmen drehte, um die Gefährdung der Kinder auf ihrem Schulweg zu verdeutlichen, (Sendezeit am Samstagabend zwischen 18.30 und 19 Uhr, I. Programm) wurde im Schulsaal um die Lösung des Problems gerungen. Der Beauftragte des Straßenbauamtes ließ keinen Zweifel, daß trotz der Einsprüche noch in diesem Jahr mit dem Ausbau der Straße begonnen würde, da ein starkes öffentliches Interesse vorliege. So war man erfreut darüber, daß sich schließlich doch noch ein Kompromiß anbahnte, der hoffentlich bald zum Bau eines Gehwegs führt. Eltern, Schule und Gemeindverwaltung wären sicher mit der kleinen, aber friedlichen Lösung zufrieden. -ch-