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Die Kyburg bei Freiburg i. Br.
Von cand. phil. Otto Kantorowicz


Von dem gewaltigen Massiv des Erzkastens zieht sich ein langer Kamm in nordwestlicher Richtung bis dicht vor die Tore Alt-Freiburgs. Einer der westlichsten Köpfe dieses Bergrückens ist der Kybflesen, der einen prachtvollen Blick in die Täler zu seinen Füßen gewährt, und von dem aus man eine umfassende Aussicht über die Gipfel des südlichen Schwarzwaldes, die Freiburger Bucht, Kaiserstuhl und Vogesen genießen kann.

Dieser Gipfel und besonders seine etwas tiefer gelegenen Felsen waren oft das Ziel meiner Streifzüge. Wohl kannte ich die Sagen über diese Felsen, die von einer Burg und ihren Schätzen berichteten, aber ebensogut erinnerte ich mich, in der Schule gelernt zu haben, daß dort oben eine Burg nicht gestanden hat und daß die Kyburg Uhlands in der Schweiz sei. Eines Tages fiel mir jedoch auf, daß das Gestein, das den Boden bedeckte, nicht hier oben gewachsenem Felsen entstammen konnte. Viele Bachkiesel und Kalkbrocken, ja sogar Buntsandsteinstücke zeigten sich dem aufmerksam gewordenen Auge, und ein großer „Felsblock“ entpuppte sich beim näheren Zusehen als Mauerwerk von einer derartigen Mächtigkeit, daß es unmöglich zu einem gewöhnlichen Wohnhaus oder einer Schutzhütte gehört haben konnte. Dieser Mauerklotz ging in einen grasüberzogenen Wall von geringer Höhe über, in dem ich den Grundriß eines Turmes vermutete, und dessen Bedeutung ich, wie sich später zeigte, richtig erraten habe. Bei weiterem Suchen fanden sich in etwa 50 m Entfernung noch mehr Mauerreste, so daß erwiesen war, daß hier oben ein größeres Bauwerk, das nach Lage der Dinge nur ein Befestigungswert gewesen sein konnte, gestanden hat.

Es gelang, das Städtische Forstamt und die Geologische Landesanstalt für die Sache zu interessieren, und auf Grund eines Gutachtens der letzteren bewilligte mir das Forstamt einen Arbeiter, mit dessen Pickel und Spaten wir einen weit größeren Umfang der Anlage feststellten als zuerst ersichtlich. Diese Arbeiten wurden Pfingsten 1926 ausgeführt. Je mehr wir fanden, desto unübersichtlicher wurde die Gesamtanlage. Deschalb entschloß sich das Forstamt, mir während der Sommerferien für längere Zeit einige Arbeiter zur Verfügung zu stellen, und nachdem die bezirksamtliche Erlaubnis und die der Grundeigentümer, der Stadt Freiburg und des Herrn v. Hoven in Kappel, erteilt worden waren, stand umfangreichen und gründlichen Grabungen nichts mehr im Wege. Sie wurden Ende Juli begonnen und dauerten mit einer Pause von einer Woche bis Ende September. Im folgenden Jahr fanden nur noch kleinere Grabungen zur Klärung einiger Probleme, die sich erst beim Ausarbeiten des Lageplanes ergaben, statt.

Bei der Arbeit verfuhren wir derart, daß wir dort, wo wir Mauern vermuteten, einen Graben senkrecht darauf zutrieben, und wenn wir die Mauerkante gefunden, uns an dieser entlang arbeiteten, soweit sie sich verfolgen ließ. Dann begannen wir wieder an einer anderen Stelle, wobei uns meist ein paar kaum sichtbare Steinkanten den ersten Hinweis gaben, aber noch viel öfter uns betrogen haben, so daß wir oft erst nach mehreren Arbeitstagen erkannten, daß wir hier keine Mauern vor uns hatten, sondern daß uns der mehr oder minder regelmäßig gelagerte und mörteldurchsetzte Schutt zusammengestürzter Bauteile genarrt hatte. Die Unterscheidung, was ist Schutt und was ist Mauer, bereitete die Hauptschwierigkeit. Wir haben sie des öfteren, wenigstens in dem Sinne: Hier liegt Schutt, durch die Kleinfunde an Scherben und Knochen, beseitigen können, die natürlich im Mauerwerk nicht enthalten sein konnten, Aber auch dies war kein ganz einwandfreier Schluß, da wir unter einer verhältnismäßig spät errichteten Mauer einige Knochen hervorziehen konnten. Wir erkannten auch bald, daß es unmöglich war, das Innere einer Mauer vom lockerem Schutt zu unterscheiden, wenn diese Mauer von Erde überdeckt und der Kalk von Baumwurzeln ausgelaugt war. Lediglich an der Kante konnte man dies bestimmen und auch da oft nicht mit Sicherheit. Dann mußten wir, selbst auf die Gefahr hin, etwa vorhandene Mauerreste unwiederbringlich zu zerstören, die Verantwortung dafür übernehmen, den Graben, immer auf der Felssohle vorgehend, weiterzutreiben. Manchmal lag die Mauer dann dicht hinter der vermeintlichen Kante, wie z. B. am Südstollen, manchmal fanden wir auch keine Mauer, entweder weil bestimmt keine dort war, oder weil sie verschwunden. In einigen Fällen war nur die eine äußere Mauerkante deutlich erkennbar, und trotz aller Mühe war es unmöglich, die andere Seite zu bestimmen, da die Mauer anscheinend allmählich in den Felsen übergeht. Oft war auch der Boden von Wurzeln derart durchsetzt, daß mit dem Pickel kaum vorwärtszukommen war und immer die Gefahr bestand, beim Herausreißen der Wurzeln auch die Mauer zum Einsturz zu bringen. Vor allem gehört zum Graben auch Glück; so wurde uns das Auffinden des Südendes dadurch erleichtert, daß einer von uns über die grasüberzogene Schwelle des Pförtchens stolperte.

Mangels eingehender Sachkenntnis meinerseits mußte das Ziel der Grabungen auf die Aufdeckung des Grundrisses beschränkt werden. Selbsiverständlich wurden trotzdem auch alle Kleinfunde, die wir machten, gewissenhaft geborgen und der Bearbeitung durch Fachleute zugeführt.

Das Hauptergebnis, den Grundriß, hat das städtische Vermessungsamt in einem gutgelungenen Plan festgehalten, und an Hand dieses hier abgebildeten Planes möchte ich nun eingehend die Anlage beschreiben.

Wie aus dem Plane ersichtlich, erstreckt sich die Burg in der Nordsüdrichtung auf einem Felsengrat, Die Gemarkungsgrenze zwischen Kappel und Freiburg durchschneidet sie in der ganzen Länge. Die eingezeichneten dreistelligen Zahlen bedeuten die Höhe über NN in Metern und sind auf etwa 0,1 m genau. Die gleiche Genauigkeit kommt den übrigen Maßen zu. Die Höhenzahlen beziehen sich immer auf die daneben gezeichneten Punkte und sind am Fuße der Mauern gemessen. Sie sind gewonnen mit Hilfe eines Tachymeters, wobei als Fixpunkt der in den Felsen am Wege eingeschlagene Höhenbolzen HBo 809,37 diente. In dem Plane bedeuten die ausgezogenen Linien genau festgelegte,
wohldefinierte Mauerkanten. Die gestrichelten und überschraffierten Linien bedeuten Mauerkanten, deren Vorhandensein zwar nachgewiesen oder aus guten Gründen vermutbar, aber deren Lage auf den Zentimeter genau nicht angegeben werden kann, Die punktierten Linien hingegen deuten ganz hypothetische Mauerführungen an. Die dicke strichpunktierte Linie folgt der Gemarkungsgrenze, die dünnere dem heutigen Fußweg, die feinpunktierten Linien sind die Spuren der Längs- und Querprofilebenen.

Grundriß
              der Kyburg
Grundriß der Kyburg.

Der Halsgraben. Die Anlage beginnt im Norden mit einem Halsgraben, der den Grat durchschneidet. Er ist rund 12 m tief und 5,5 m breit, Aus ihm dürfte das Steinmaterial der Mauern gebrochen worden sein. Dieser Graben ist sicher künstlichen Ursprungs, wie durch Bloßlegen seiner Sohle nachgewiesen werden konnte. Die Felsen bestehen aus Schapbach- oder Eruptivgneis von großer Härte.

Der Nordturm. Über diesem Graben steht ein Turm. Er hat ungefähr rechteckigen äußeren Grundriß und ist aus einem sehr harten Gußmauerwerk aufgeführt. Es ist mit großen Quadern verblendet. Zwischen diesen Blenden liegt eine Gußmasse mit großen Brocken und kleinen Ziegelstückchen im Mörtel. Bisher schien die älteste mittelalterliche Gußmauer, die bekannt geworden, die von Heilsberg bei Gottmadingen, die 1310 schon bestanden hat, zu sein (s. Piper, Burgenkunde, 2, Aufl, 1905, S. 95). Unser Fund datiert das erste Auftreten der Gußmauern um mindestens ein Jahrhundert zurück. Im Westen steht der Turm auf einer schräg ansteigenden gemauerten Fundamentplatte aus gewaltigen Blöcken, die dann bei P 1 in den Felsen übergeht. Daher erscheinen hier zwei Außenkanten von ein und derselben Mauer. Aus den Höhenzahlen geht jedoch hervor, daß die östliche rund 5 m höher liegt. Sie bezeichnet die Stelle, von der ab die Turmmauern senkrecht in die Höhe gestiegen sind, während sie tiefer unten einen Anzug von etwa 60 Grad haben (die Zahl 31/5 an der Nordkante ist die Nummer der Grenzmarke).

Das Innere des Turmes hat einen ganz unregelmäßigen Grundriß, Die Wände waren verputzt. Beinahe die ganze Grundfläche ist eingenommen von einer etwa einen halben Meter hohen Felsplatte. Ihre Oberfläche ist zum Teil sehr bröckelig; es kam uns so vor, als sei der Felsen durch Feuer zermürbt. Auch war sie von einer rotbraunen aschenähnlichen Schicht überdeckt. Ungefähr in der Mitte dieser Platte ist eine viereckige Vertiefung, die wahrscheinlich als Lager für einen Balken dienen sollte, der das Dach trug. Wie hoch das ursprüngliche Niveau des Fußbodens war, ließ sich leider nicht mehr feststellen, da hier Schatzgräber bereits alles durchwühlt hatten.

Aus dem Turm führen südwärts zwei Stufen, die untere bleibt noch etwa einen Meter über der Felssohle. Aus der kleinen Höhe dieser Schwelle darf man wohl schließen, daß dieser Turm nicht der Bergfried war. Vermutlich war der Turm auch nicht sonderlich hoch. Dafür sprechen die nur geringen Schuttmassen und die Tatsache, daß man sein Dach im Innern durch nur einen Balken abstützte. Auch auf der Außenseite scheint er verputzt gewesen zu sein, liegt doch unmittelbar am Fuße der Mauer eine große Menge einer gelblichen, lockeren, fast kiesfreien Mörtelmasse. Über ihr lagen große Quadern, die zum Turmschutt gehören. Daraus darf man wohl schließen, daß diese Mauern nicht geschleift wurden, sondern allmählich zerfielen.

Längsschnitt (Blick von Westen).
Längsschnitt (Blick von Westen).

Der Herdplatz. Aus dem Turm gelangen wir südwärts auf einen Platz, der etwa einen Meter hoch mit Schutt bedeckt war. Da wir nach Osten und Westen keine Mauern finden, dafür jedoch bei P 2 den Eindruck eines Holzbalkens im Mörtel in etwa ein Meter Höhe, folgere ich, daß hier ein Holzbau gestanden hat. Auf der Westseite zieht sich die Außenkante der Umfassungsmauer entlang. Eine Innenkante konnten wir trotz sorgfältigen Suchens nicht finden; da jedoch unmittelbar daneben noch höhere Mauern stehen, so bleibt nur zu schließen, daß nach Westen eine Mauer als Abschluß nicht bestanden hat. Es dürfte also die niedrige Umfassungsmauer der Sockel eines Palisadenzaunes sein, Östlich von P 2 sind zwei Maueransätze zu erkennen, die mit sehr schlechtem Mörtel (Lehm?) an die westliche Mauer des Langhauses anschließen. Diese Mauern sind später als die anderen Bauten errichtet, was daraus hervorgeht, daß sie auf einer Kulturschicht standen. Diese Maueransätze sind viel zu schlecht, um etwa Stützpfeiler zu sein. Ihnen kommt meines Erachtens keine andere Bedeutung zu, als daß sie den Anfang einer unvollendeten Mauer darstellen, Wenn aber nach Westen Mauern nicht gebaut waren, so mußten diese nach Osten zu direkt überflüssig sein, denn hier fallen die Felsen sehr steil etwa 50 m tief ab, und es war deshalb von dieser Seite ein Angriff nicht zu erwarten. Es bliebe noch die Frage offen, ob dieser Platz überhaupt überdacht war, oder ob hier ein offener Hofraum gewesen. Ich halte das erste für wahrscheinlicher, da wir hier einen Herd gefunden haben. Es dürfte dies der älteste erhaltene Herd auf Freiburger Gemarkung sein. Er besteht aus einer Platte aus gebranntem Material von etwa 80x50x20 cm. Sie war durch anscheinend längeren Gebrauch ausgehöhlt und ist in eine größere Lehmaufschüttung eingelassen. Die Umgebung des Herdes und dieser selber waren mit Holzkohlen, Knochen und Asche überdeckt.

Querschnitte durch Nord- und Südturm (Blick von
              Norden)
Querschnitte durch Nord- und Südturm (Blick von Norden).
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Das Langhaus. Die nächsten 20 m südwärts sind von den gewaltigen Fundamenten eines großen Gebäudes eingenommen. Die westliche Fundamentmauer ist besonders gut erhalten und zeigt vor allem innen mit größter Sorgfalt hergestellte Lager. Diese Mauern von etwa 5 m Stärke umschließen einen schmalen, etwa 2 m weiten Innenraum. Die Mauern ragen hier noch 2,50 m in die Höhe. Der Innenraum war bis oben hin aufgefüllt, der untere Teil der Füllung dem Aussehen nach stark aschehaltig. Obwohl dies auf lange Bewohnung hindeuten dürfte, fanden sich verhältnismäßig wenig Knochen, dafür aber gotische Scherben. Es ist daher wohl anzunehmen, erstens, daß es sich hier um einen von den eigentlichen Wohnräumen abgetrennten Kellerraum gehandelt hat; dafür spräche auch der schräg ansteigende Boden und das Fehlen irgendeiner Maueröffnung oder Schwelle; zweitens, daß nach dem Veröden der Burgstelle Hirten im Schutze der ragenden Ruinen ihre Feuer entzündeten und daß diese so wenig zu dem übrigen passenden Scherben von ihnen stammen. Auf diesen Fundamenten hat sich dann wohl eine größere Halle erhoben, deren Außenmauern nicht so stark waren, wodurch viel Platz gewonnen werden konnte.

Bemerkenswert ist wohl noch, daß bei P 5 mit einem so steifen Mörtel gearbeitet wurde, daß dieser nicht in die Fugen neben den Steinen eindrang, so daß hier horizontale Lagen von Steinen und Mörtel, deutlich geschieden, abwechseln. Bei P 4 haben wir einen schräg ansteigenden Sockel; bei P 5 einen Pfeiler, dessen Notwendigkeit sich wohl daraus erklärt, daß die Gesteinsschichten nach Osten „fallen“. Im Innern lagen noch zwei große behauene Gneisquader, die aber zum herausschaffen zu schwer waren, und aus denen wir die kleine Treppe bauten, die heute in den Raum hinabführt,

Die Westmauer läßt sich noch gut verfolgen, wenn sie auch auf der Innenseite nur noch etwa 20-50 cm hoch ist. Trotzdem das Gelände hier noch am ehesten die Möglichkeit zum Angriff bot, sind die Mauern nicht ganz 2 m stark. Westlich der Mauern erstreckt sich heute eine Schutthalde. Selbst wenn hier heute das Geröll, das kaum ein Verwitterungsprodukt der Felsen, sondern überwiegend der Mauern darstellt, größere Felswände verdeckt, war doch diese Mauer bei einem Angriff sicher ebenso sehr oder doch ebenso wenig bedroht, wie die westliche Fundamentmauer des Langhauses. Aus ihrer geringen Stärke darf man also wohl mit Recht auf eine relativ geringe militärische Bedeutung dieser Mauer schließen. Umschloß sie vielleicht einen Hof?

Die Ostmauer. Diese Frage könnte mit größerer Sicherheit beantwortet werden, wenn sich eine entsprechende Mauer auf der Ostseite nachweisen ließe. Aber ihre ehemalige Existenz läßt sich nur vermuten. Ich werde die Indizien hier aufführen. 1. Das Gelände kann nicht so ausgesehen haben, wie es heute der Fall ist, nämlich daß sich ein großer Kessel mit verhältnismäßig schwach geneigten Wänden zwischen P 6 und P 7 erstreckt. Dieser Kessel hätte die beste Angriffsmöglichkeit geboten. An seinem Westrand läßt sich aber keine Spur von Mauerwerk nachweisen, die Burg wäre also nach Osten ungeschützt gewesen. 2. Bei P 6 haben wir eine Mauerfläche, die im Gegensatz zu allen anderen Mauerkanten nicht gut gefugt erscheint, sondern wie die Stirnfläche einer halb abgerissenen Mauer aussieht, 3. Bei P 7 haben wir einen Bau, der sicher einen Innenraum enthielt, der aber nach Osten und Norden heute keine Mauer mehr besitzt. Hier müssen aber Mauern gestanden haben. Wenn diese heute fehlen, wenn überhaupt gar kein Gelände mehr vorhanden ist, auf dem diese Mauern gestanden haben können, so bleibt nur der Schluß, daß der Felsen, auf dem sie gestanden haben, zusammengebrochen und ins Tal gestürzt ist, wobei auch die anschließende Ostmauer mitverschwand. Daß auf der Ostseite der Felsen große Massen niederbrechen, kann man an einem nördlich des Halsgrabens erst vor wenigen Jahren erfolgten Absturze sehen, Im Gebiet der Ostmauer liegt diese Naturkatastrophe aber schon viele hundert Jahre zurück, wie man aus dem alten Baumbestand an dieser Stelle schließen muß.

Der Ostbau. Über den Ostbau ist soeben schon das Wesentliche gesagt. Daß der Raum darin ein Innenraum gewesen, geht aus dem noch vorhandenen Estrichfußboden hervor.

Die Südmauer. An den Ostbau schließt die mindestens 5 m starke Südmauer an. Ihre Kanten sind nur für kurze Strecken erhalten. Die Dicke der Mauer wurde durch einen Graben vom Ausgange des Südstollens nach P 8 festgestellt. Die Mauer ist flüchtig gebaut und mit schlechtem Mörtel aufgeführt, der dem bei P 2 verwendeten sehr ähnlich sieht. Jene Maueransätze sind also wohl als mit der Südmauer etwa gleichaltrig anzusehen. Wir fänden somit hier wieder eine Bestätigung der Erfahrungstatsache, daß im 12. Jahrhundert schlechter und flüchtiger gebaut wurde als in den vorausgegangenen. Und im 12., spätestens im Anfange des 13. Jahrhunderts muß die Errichtung dieser Mauern angenommen werden.

In einem der wenigen gut erhaltenen Teile der Mauern, auf einem leicht zu verteidigenden schmalen Felsgrat, befindet sich zwischen unbearbeiteten Steinen ein Gneisstück, das zweifellos behauen ist. Die obere Fläche liegt wagrecht. In gleicher Höhe lag dahinter ein Steinpflaster, das sich etwa 1,5 m verfolgen ließ, dann aber nach rechts umbiegt. Genauer und weiter ist der Wurzeln wegen nichts festzustellen. Hier muß also eine Pforte in die Burg geführt haben. Die geringe Breite ist nicht so selten, wie man vielleicht annimmt, und das Gelände macht diesen Platz zum geeignetsten für eine Pforte. Außerdem endigt auf dieser Seite der Felsen, der alte Zugangsweg zur Burg. Die Südmauer lehnt sich an einen Felsen an, auf dem ein Bau gestanden:

Der Südturm. Nach Südwesten ist seine Begrenzung sehr unsicher, wir waren hier auf wenige Mörtelspuren, die in Felsspalten sich vorfanden, angewiesen. Wie die Mörtelproben, die dem Schutt am Fuße des Felsens entnommen wurden, beweisen, war er mit sehr gutem Mörtel erbaut. Auch die noch erhaltenen Mauerreste im Nordosten sind mit großer Sorgfalt aufgesetzt worden. Im Innern ließ sich nur noch eine gerade Mauerkante, an die ein zweiter, dem ersten fast gleicher Herd sich anlehnt, nachweisen.

Blick
              von Nordwesten in den Halsgraben. Phot. H. Lay
Blick von Nordwesten in den Halsgraben.
Phot. H. Lay


Der Burgweg. Der heutige Fußweg zum Sohlacker folgt zunächst der alten Zugangsstraße zur Burg, die bald unterhalb des Weges erkennbar und dicht unter dem Sohlacker in großem Bogen durch den Kybfelsendobel läuft. Dann führt sie über den südlichen Hang, überschreitet den Kamm und tritt in das Gewann Birkgraben, einen kleinen Dobel, ein. Ich habe von einer Straße, nicht von einem gewöhnlichen Weg gesprochen, denn die Breite beträgt noch heute teilweise mehr als 2 m. Sie ist ohne spitze Kehren angelegt und sicher gut befahrbar gewesen. Das unterste Ende ist heute nicht mehr mit Bestimmtheit zu erkennen, da hier mehrere Holzriesen parallel laufen, doch muß es etwa an der Ecke Reutestraße-Weilersbachweg in Günterstal gelegen sein. Daß dies die alte Zufahrstraße ist, geht daraus hervor, daß das heutige Gewann Birkgraben bereits im Günterstaler Klosterurbar von 1544 als Burggraben erwähnt wird, wobei zu erinnern, daß Graben im Volksmund soviel bedeutet wie Hohlweg. Dieser Name wurde im Laufe der Jahrhunderte zu Birkgraben, wie die nachher erwähnten Karten zeigen.

Der Mörtel. Daß der Mörtel nicht in allen Teilen der Burg einheitlich war, habe ich bereits erwähnt, Ich habe hier noch hinzuzufügen, daß wir nicht nur weißen oder gelblichen Mörtel fanden, sondern auch vereinzelte Stücke eines intensiv rosa gefärbten. Der Kalk wurde am Schönberg gewonnen, und zwar scheint das Vorkommen der verschiedensten Kalksorten in abgerundeten Knollen darauf hinzudeuten, daß ein Bachbett ausgebeutet wurde. Es ist aber auch denkbar, daß diese Steine dem tertiären Konglomerat entstammen, und
schließlich, daß die Abrundung in der Hitze des Kalkofens zustande kam. Gebrannt wurde der Kalk in einem aus Gneis, in der Nähe der Burg errichteten Ofen, von dem sich ein mitvermauertes Stück vorfand. Als Zuschlag wurden Kiesbrocken aus einem Schwarzwaldbach verwandt. Auch kleine Ziegelbrocken finden sich im Mörtel eingemengt, nicht jedoch in größeren Stücken mitvermauert. Hieraus läßt sich schon ein Schluß auf das Alter der Burg ziehen: Nach Piper (a. a. O.) gilt: „…. im ganzen mag ziegelhaltiger Mörtel, wenigstens als Mauerspeise, nach der romanischen Zeit nicht mehr nachzuweisen sein.“ Das würde doch wohl heißen: nicht mehr nach dem 13. Jahrhundert.

Blick
              auf die Süd- und Westwand des Innenraumes im Langhaus.
              Phot. Prof. Maehler.
Blick in
              das Innere des Nordturmes. Im Vordergrund die Felsplatte
              mit der rechteckigen Vertiefung. Im Hintergrund
              Gußmauerwerk. Phot. H. Lay.
Blick auf die Süd- und Westwand des Innenraumes im Langhaus.
Phot. Prof. Maehler.
Blick in das Innere des Nordturmes. Im Vordergrund die Felsplatte mit der rechteckigen Vertiefung. Im Hintergrund Gußmauerwerk.
Phot. H. Lay.

Die Stollen. Eine merkwürdige Erscheinung sind auch die Stollen, von denen wir zwei mit Bestimmtheit nachweisen konnten. Während der eine davon, der Südstollen, innerhalb der Mauern liegt, liegt der Weststollen außerhalb. Für ihre Entstehung gibt es drei Möglichkeiten: Erstens, sie gehörten zur Burganlage, dann ist aber ihre Bedeutung, ins besondere die des Weststollens, ganz unklar. Zweitens, es handelt sich um richtige Bergbaustollen. Dagegen spricht außer der Lage das Fehlen irgendeines abbauwürdigen Minerals. Schließlich bleibt noch die Möglichkeit, daß diese Stollen von Schatzgräbern getrieben wurden. Dafür sprechen die Sagen; dafür spricht der Fund eines Hammers beim Südstollen, der nach dem Gutachten der Technischen Hochschule in Karlsruhe nicht vor 1812 entstanden sein kann; endlich die Tatsache, daß etwa östlich des Halsgrabens noch vor weniger als einem Jahrzehnt ein Schatzsucher, der „Sonnewirbele“ aus Littenweiler, Stollen getrieben hat in der Hoffnung, einen Eingang zu den hohlgeglaubten Felsen und den dort aufgehäuften Schätzen zu finden. Jedoch muß die Anlage des Weststollens schon ziemlich lange zurückliegen, war doch der Eingang fast vollkommen mit Burgschutt verlegt.

Ich komme nun zur Besprechung der Kleinfunde. Schon fast vom ersten Tage an fanden wir Knochen, Scherben und Eisenteile, die sich heute im Augustinermuseum zu Freiburg befinden. Leider war es noch nicht möglich, genaue Bestimmungen durchzuführen, durch die z, B. bei den Knochen der Anteil der Haustiere an der Nahrung sich hätte ermitteln lassen oder bei den Scherben das genaue Alter. Doch liegt mir immerhin ein Gutachten des Museums für Urgeschichte an der Universität Freiburg vor, dessen Abschrift ich hier folgen lasse.

„Funde vom Kybfelsen 1926.

Die vorläufige Durchsicht der Tierknochen vom Kybfelsen gestattet die Feststellung der folgenden Arten: Pferd (jung), Wildschwein-Eber (alt), Schwein-Eber (jung), vielleicht Wildschwein, Hirsch, Rind, Reh. Alle diese Tiere scheinen nur in je einem Vertreter vorzuliegen. Außerdem ist der Eckzahn eines Fuchses zu erwähnen.

Die Scherben gehören sämtlich dem Mittelalter an; größere Reste sind in einem etwa zylindrischen Gefäß - Becher -, rottonig, mit wagerechten Riefen und rundlichem Randprofil erhalten, Die meisten Randstücke sind senkrecht abgestrichen, z. B, in der Art des „gotischen“ Profils; einer dieser letzteren Scherben ist innen braun glasiert. Während die meisten dieser Stücke hart und gut gebrannt sind, ist bei einem der Ton unrein und nur teilweise rot gebrannt.

Freiburg i. Br., 5. April 1927.
gez.: Georg Kraft,“

An Eisenteilen fanden sich: Armbrustbolzen, Pfeilspitzen, Teile eines kleinen Hufeisens, eine Messerklinge und Nägel. Ferner ein rechteckiger Wetzstein. Eines Morgens hielten mir die Arbeiter eine Münze entgegen. Sie hatte oben auf dem Schutt gelegen, so daß also schon ihre Lage zu Zweifeln Anlaß gab, Das mir vom Badischen Münzkabinett erstattete Gutachten, wonach es sich um eine ziemlich wertlose ,Mittelbronze“ des römischen Kaisers Decentius (551-555 n. Chr.) handelt, macht es wahrscheinlich, daß jemand hier unsere Aufmerksamkeit erproben und uns hatte irreführen wollen. Diese Münze wurde dem Archäologischen Institut der Universität Freiburg überwiesen.

Wenn dies alles aber nur tote Zeugen einer Besiedelung waren, so sind doch noch lebendige erhalten. Es sind dies die Büsche der gemeinen Mehlbeere (Sorbus aria), die am Südturm wuchern, und die Weinbergschnecke (Helix pomatia). Beide wurden früher viel gegessen und haben sich auf dem vom Mörtelschutt stark kalkhaltig gewordenen Boden fortgepflanzt bis auf den heutigen Tag, wobei allerdings beide auch auf andere Weise verpflanzt worden sein können.

Dahingegen ist das Vorkommen der beiden kleinen, nur auf Kalk lebenden Schnecken (Pupa secale und Acme polita) auf ein Verschleppen mit den zu brennenden Kalkbrocken vom Schönberg zurückzuführen.

In den Archiven hat sich über unsere Burg sehr wenig erhalten. Das Günterstaler Klosterurbar von 1344 berichtet nach J. Bader, „Die Schicksale des ehem. Frauenstiftes Günterstal bei Freiburg i. Br.“ (Freiburger Diözesanarchiv 5 [1870], S. 119 f.) von Klosterbesitz am oberen und niederen Burggraben. Es heißt auf Blatt 88: „Vierthalb juchert in dem Burggraben, H. Boschen holz. Zehen juchert holzes in dem obern und nidern Burggraben.“ Wie schon erwähnt, ist damit das heutige Gewann Birkgraben gemeint. Zum ersten Male taucht der Name auf im Weistum von Kappel vom Jahre 1484, abgedruckt in der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins Bd, 36 (1883), S. 279, durch Prof. Dr. Hartfelder: „Jtem Haman Grundeler und Henne Rüdolff und der Langhans, die sôllent faren den weg herab und Burcksbachsgaß uff und ob der matten hin an den berg und sóllent heruß faren untz an Ku‘burg und hinder sich in, und an der Winterhalden hant sie recht zü faren untz an Miteleck und hinder sich in.“ Weiterhin finden wir die Burg oder den Burggraben erwähnt in alten Karten, wie die beigelegte Übersicht zeigt. Wir sehen daraus aber auch, daß die „Kybfelsen“ oft zwar eingezeichnet waren, nicht jedoch eine Burg oder ihre Ruinen. J. Bader erwähnt aber eine „flüchtige Zeichnung der Klostergemarkung (Günterstal) von 1770“, auf der die Ruinen als „sehr ansehnlich“ dargestellt seien. Ich habe diese Zeichnung nirgends finden können und glaube auch nicht, daß sie der Wirklichkeit entsprochen hat, sonst wären die Ruinen in allen Karten doch vermerkt worden. Auch spricht der mächtige alte Baumbestand auf dem Burgschutt dagegen, daß seit jener Zeit erhebliche Mauermassen niedergebrochen sind.

Das
              „Pförtchen“ in der Südmauer. Phot. Prof. Mathter.
Eingang des Südstollens. Phot. Prof. Maehler.
Das „Pförtchen“ in der Südmauer.
Phot. Prof. Maehler.
Eingang des Südstollens.
Phot. Prof. Maehler.

Es würde zu weit führen, wollte ich alle Vermutungen der Historiker, die sich bisher mit der Kyburg befaßten, nachprüfen. Ich verweise statt dessen auf die betreffende Literatur. Am eingehendsten ist J. Bader im Freiburger Diözesanarchiv (a. a. O.), ferner Poinsignon in der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, N. F. 2 (1887) S. 361 f. Schließlich Metzger, „Der Kybfelsen“, in Schauinsland 3 (1876) S 74 f. Trotzdem möchte ich aber ihre nicht widerlegbaren Vermutungen anführen: „Die Burg war bewohnt von einem Adelsgeschlecht unbekannten Namens. Sicher hießen sie nicht von Kyburg oder so ähnlich; wahrscheinlich waren es die Herren von Horben. Vermutlich war es einer der letzten Besitzer, in der Sage Günter genannt, der im Jahre 1221 das Kloster Günterstal stiftete. Um jene Zeit wird die Burg also auch verlassen worden sein.“

Ich muß jedoch noch zu den Behauptungen in der Literatur Stellung nehmen, soweit sie im Grabungsergebnis keine Stütze finden. Sowohl Bader wie auch Metzger nehmen an, daß sich die Burg an einen ehemaligen Römerturm anlehnt, Hierbei schreibt jedoch Metzger offensichtlich nur Bader nach. Bader bringt für seine Behauptungen aber keine stichhaltigen Gründe vor, und auch das Grabungsergebnis spricht bei dem völligen Mangel an römischen Kleinfunden und römischem Mauerwert dagegen. Ferner schreibt Poinsignon (a. a. O): „Nach einer durchaus zuverlässigen Angabe hat man noch vor wenigen Jahren dort oben behauene Steine, Fenstergesimse aus Rogenstein vom Schönberg und deutliches Mauerwerk von ungewöhnlicher Härte gesehen.“ Hier ist Poinsignon einem Irrtum zum Opfer gefallen. Behauene Steine haben wir zwar in größerer Zahl gefunden, aber erstens handelt es sich dabei, abgesehen von einigen Gneisquadern, stets um Buntsandstein, teilweise einwandfrei als mittlerer Buntsandstein aus der Nähe einer großen Verwerfung erkennbar, also wahrscheinlich vom Lorettoberg. Zweitens sind die gefundenen Stücke zu klein, als daß man sagen könnte, ob sie Schwelle, Sims, Leibung oder Ablaufrinne gewesen. Allerdings kommt auch Hauptrogenstein auf der Burg vor, aber nur in den beim „Mörtel“ schon erwähnten, etwa faustgroßen Kiesbrocken. Ich halte es auch für sehr unwahrscheinlich, daß man aus diesem sehr harten Gesteine Hausteine gefertigt, da doch die viel leichter zu bearbeitenden Buntsand- und Kalksandsteine in der Nähe anstehen. Schließlich erwähnt Poinsignon auch noch, daß die
Kuburg in dem von J. Bader (in Badenia Bd. 1, 1859) abgedruckten „alten“ Breisgaukärtchen vermerkt sei, und weiter sagt er, daß diese Kart im Allgemeinen zuverlässig sei. Ich halte diese Karte, die Bader ohne Kommentar einem Aufsatz über die Geschichte des Breisgaus beilegt, nicht für alt, denn sonst hätte er dies doch erwähnt und hätte später bei der Besprechung der Kyburg die Karte genannt. Der Verlag des Werkes (Herder) kann auch keine Auskunft geben, wo die Karte herstammt; der Stil der Beschriftung spricht aber dafür, daß die Karte in jener Zeit gezeichnet wurde; kurz, ich glaube, sie stammt von Bader selber und ist also als Quelle ohne Wert.

Mit dem in der Literatur bisher angegebenen Alter scheinen sich also die Folgerungen, die man aus den Kleinfunden aus dem Mauerwerk ziehen muß, recht gut zu decken.

Zweifelhaft muß allerdings vorläufig noch bleiben, welche Gründe zur Anlage einer schwer zu errichtenden und schwer zu verproviantierenden Burg 500 m über der Talsohle, abseits von den Verkehrswegen, geführt haben. Sollte etwa der Schutz des Bergbaues die Aufgabe der Burg gewesen sein? Dies wäre nicht so seltsam, häufen sich doch in der Nähe der Bergwerke Befestigungswerke, z.B. an der Linie Kandern-Badenweiler, bei Sulzburg, bei Staufen und Münstertal. Sie hätte dann also wohl den Zweck gehabt, die Bergwerke und gewonnenen Bodenschätze vor räuberischem Zugriff, etwa des kleinen Grundadels in der Umgebung, zu schützen. In diesem Fall ist zu beachten, daß der Bergbau königliches Regal war. Nach E. Hey, „Geschichte der Herzöge von Zähringen“, Freiburg 1891, wurde jedoch das Bergregal kurz nach dem Jagdbann 1028 von König Konrad Il, an das Bistum Basel verliehen, das damals ein Zähringer innehatte. Diese Verleihung wurde von Heinrich IV. 1073 und Lothar 1151 erneuert und von Papst Innocenz II. 1159 auch für alle noch zu eröffnenden Bergwerke bestätigt. Jedoch haben die Herzöge von Zähringen dieses Regal ausgeübt. Es hätte dann also ein herzoglicher Vogt die Burg bewohnt. 1218 starb die herzogliche Linie aus, das Bergregal fiel an Basel zurück, das dann die Burg nicht weiterhin mit einem Dienstmann besetzte. Eine gewisse Stütze für diese Vermutung mag auch die Tatsache sein, daß in ganz ähnlicher Lage die Burg Birchiberg bei St.Ulrich zu Beginn des 14. Jahrhunderts erbaut wurde. Hier weisen die Urkunden direkt, wenn auch nicht zwingend, darauf hin, daß diese Burg dem Schutze des dort gerade aufblühenden Bergbaus der Snewelin gedient hat (siehe auch Band XIII dieser Zeitschrift). Weiter südlich liegt ferner noch das sogenannte „alte Schloß“ an der Elzenbacher Höhe bei Staufen. Ich konnte leider aus Zeitmangel über diese Burgstelle, die der der Kyburg auffallend ähnlich sieht und ebenso „ungünstig“ gelegen ist, noch nichts ermitteln. Es ist denkbar, daß ein kleiner Grundherr der Umgebung, etwa die Herren von Horben, Burg- und Vogtamt zu Lehen hatten. Auf diese Weise würde auch erklärt, warum kein Breisgauer Adelsgeschlecht sich nach der Burg genannt hat.

Woher der Name der Burg stammt, ist eine umstrittene Frage, J. Bader leitet es ab von „Kop“, „Kup“ (Sanskrit "Kaplan") und schreibt: „Unser Küpsfels“ bedeutet also einen zugespitzten Felsen, was derselbe auch wirklich ist,“ Ob Bader, nur um diese Ableitung machen zu können, dauernd von „Küpfelsen“ und „Küpburg“ spricht? Sehr künstlich ist m.E. auch Baumanns Ableitung vom schweizerischen „Chib“ (Krieger, „Topographisches Wörterbuch von Baden“, 2. Aufl, Bd, 1 [1903] S. 1156). Er schreibt: „Chib bezeichnet in der Schweiz ein umgestülptes Stück am Frauenrock, Kibfelsen dürfte demnach ein überworfener Felsen sein.“ Bei beiden Erklärungen wurde offensichtlich an die Felsen gedacht, von denen der Name auf die Burg übertragen wurde. Es könnte aber auch gerade umgekehrt gewesen sein. Nach dem Schweizer Idiotikon Bd. III bedeutet „Chib“ auh „Troß“, was schließlich zu einer Burg nicht übel passen würde. Die berühmte Schweizer Kyburg bei Winterthur wird im Jahre 1028 als „Chuigeburgh“, später als „Chiuburg“ und „Choburg“ genannt. Der Name ist wahrscheinlich keltischen Ursprungs (Geographisches Lexikon der Schweiz). Also auch hier ergibt sich keine Möglichkeit, den Namen abzuleiten. Gleiche Namen sind in Baden und der Schweiz sehr häufig, ohne daß irgendein Zusammenhang bestanden hat. Auch hier ist dies anscheinend nicht der Fall. Zwar haben die Grafen von Kyburg die Herzöge von Zähringen 1218 beerbt, doch anscheinend nur in deren Schweizer und Burgunder Besitzungen. Jedenfalls nennt das nunmehr vollständig bekannte Urbar der Grafen von Kyburg aus der Mitte des 13. Jahrhunderts (Archiv für Schweizer Geschichte Bd. XII [1858] und der in Sigmaringen liegende Rest) keine Besitzungen in unserer Gegend.

Endlich muß auch noch erwähnt werden, daß mit den vom Bürgerausschuß der Stadt Freiburg verständnisvoll bewilligten Mitteln im Herbst 1927 unter Leitung von Regierungsbaumeister Hirsch mit Konservierungsarbeiten an den Mauerresten begonnen wurde, die jedoch wegen Erschöpfung des Kredits leider vorzeitig abgebrochen werden mußten. Immerhin konnten die Mauern des Langhauses und des Südturmes gesichert werden, Es ist zu hoffen, daß es gelingen wird, die Reste dieses ältesten Profanbauwerkes auf Freiburger Gemarkung in vollem Umfange zu sichern.

Zum Schlusse drängt es mich noch, allen denen meinen ergebensten Dank auszusprechen, durch deren Unterstützung und Förderung es mir ermöglicht wurde, die Arbeiten zu einem guten Ende zu führen. Es sind dies folgende Behörden und Private:
Das Ministerium für Kultus und Unterricht, der badische Ausschuß für Urgeschichte, die Geologische Landesanstalt Freiburg (Dr. Schnarrenberger), der staatliche Konservator (Geistl. Rat Prof. Dr. Sauer), das badische Generallandesarchiv (Dr. Siebert), das badische Münzkabinett, das Bezirksamt Freiburg, der Stadtrat von Freiburg (Bürgermeister Dr. Hofner und stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher Max Mayer), das Stadtarchiv (Direktor Dr. Hefele), das städt. Forstamt (Oberforstmeister Fieser, Hilfsforstwart Trenkle), das städt. Vermessungsamt (Direktor Hoffmann und Obergeometer Uhl), das städt. Hochbauamt (Oberbaurat Dr. Schlippe, Regierungsbaumeister Hirsch), der städt. Museumsdirektor (Dr. Noack), der Gemeinderat Kappel (Ratschreiber Friedrich Drescher), das Museum für Urgeschichte an der Universität Freiburg (Dr. Kraft), das kunstgeschichtliche Institut der Technischen Hochschule in Karlsruhe (Prof. Dr. Wulzinger), das technologische Institut ebenda (Prof. Dr. Ketzner), Herr Geheimer Rat Prof. Dr. Fabricius, Freiburg, Herr Prof. Dr. Leonhardt +, Freiburg, Herr Prof. Maehler, Freiburg, Herr Prof. Dr. Lais, Freiburg, Herr v. Hoven, Kappel, Herr Dr. Scheffelt, Badenweiler, das Erzbergwerk in Kappel, und schließlich der Breisgauverein Schauinsland, der mir Gelegenheit gab, hierüber mündlich zu berichten, wobei sich eine Diskussion entspann, deren Ergebnisse hier mit verarbeitet sind.

Übersicht
über die Erwähnung von Kybburg, Kybfelsen und Birkgraben in Karten und Plänen des Generallandesarchivs in Karlsruhe (K.), des Stadtarchivs in Freiburg (Fs) und des Augustinermuseums in Freiburg (FA).

Jahr Bezeichnung Verfertiger Kybburg Kybfelsen Birkgraben
1608 FA Gemäldesammlung Michael Korntower
---- Kybfelsen Birkgraben
1698 FA D774 ---- ---- Gipfelsen ----
1752 FS K. Walser ---- Kiebfelsen ----
1769 FS Plan 6
F. Xaver Gaes ehemaliges Alt-Kiebburg
Kiebfelsen Burggraben
1772 K Gem.-Plan Littenweiler Nr. 2 Joh. Michael Stein ein altes Schloß Die Giffelsen ----
1773 K Gem.-Plan Günterstal 3 ---- ---- Gibfelsen ----
1775 K Bauplan Günterstal Nr. 5 Josef Kränken antiquae Günterheri sedis rudern Kibfelsen Birkgraben
1780 FS Johann Hienerwadel ---- auf dem Gybfelsen ----
1788 FS Plan 26 Joh. Balthasar Eberenz ---- ---- Birchgraben
1794 K. Gem.-Plan Littenweiler Nr. 1 Andreas Koch Kibburg ---- ----