NameMaria Theresia DIETLICHER
Birth Datum31 Jan 1901
Birth OrtZarten
Death Datum26 Feb 1982 Alter: 81
Death OrtWarburg
Notizen für Maria Theresia DIETLICHER
Schwester Feliciana
Maria Theresia Dietlicher, geb. 1901 in Zarten, hatte sich für das Leben einer Ordensschwester entschieden und 1925 ihre Ordensprofeß abgelegt. An verschiedenen Orten war sie im Lauf der Jahre an Schwesternstationen im Krankendienst und in der Altersbetreuung tätig gewesen. Während des 2. Weltkrieges war sie von ihrem Kloster Donauhof bei Passau nach Oberschlesien beordert worden. In Wies, einem Ort mit etwa 2000 Einwohnern, in der Nähe von Neustadt (Neiße), war sie seit 1 ½ Jahren, als im Januar 1945 der Krieg auf das Land zurollte und große Flüchtlingsströme vorbeizogen. Die eigene Flucht wurde nun selbst auch wahrscheinlich und Vorbereitungen dazu wurden getroffen. Über die nachfolgende Vertreibung und Flucht hatte sie einen 12 seitigen Bericht in Schreibmaschinenschrift in einem Brief ihrer inzwischen verstorbenen Nichte Maria Klautschek zukommen lassen. Der Bericht ist ohne Datum, aber handschriftlich von Schwester Feliciana unterzeichnet. Im Jahr 1982 ist sie verstorben.
Vermutlich hat sie diese Aufzeichnungen auf Wunsch und Auftrag ihres Ordens zusammengestellt. Dieses Dokument ist ein erschütterndes Zeugnis über die Leiden, die Verzweiflung, das Elend und die fast unvorstellbaren Verbrechen mit Gewalt und Mord an Menschen. Dabei ist der 26. Januar1945 mit dem Durchzug von etwa 8000 KZ-Häftlingen mit fortdauernden Erschießungen entkräfteter Gefangener das grauenvollste Datum des erschütternden Berichtes. Unter zunehmender Kriegsgefahr vergingen weitere Wochen mit vorbeiziehendem Flüchtlingsstrom. Eindringlich schildert sie die täglich wechselnden neuen Sorgen und Gefahren bei winterlichem Wetter und die fast aussichtslose und verzweifelte Situation der Dorfbewohner, die nur noch Trost und Hoffnung in ihrem christlichen Glauben fanden.
Als die Kriegsfront mit Artilleriebeschuß das benachbarte Neustadt erreichte, begann die allgemeine Flucht am 18. März über das Bergland an der tschechischen Grenze. Grauenhafte winterliche Straßenverhältnisse hinderten den Flüchtlingsstrom, der über Jägerndorf in Richtung Mährisch-Trübau führte. Entbehrungsreiche Tage mit qualvollen Fußmärschen folgten bis endlich von Liebau aus ein Weitertransport mit der Eisenbahn möglich wurde. Über Prag (am 5. April 1945) und Pilsen konnte Schwester Feliciana dann am 6. April 1945 Fürth i. W. erreichen und von dort am 7. April wieder in die Ordensheimat „Donauhof“ bei Passau zurückfinden, von wo sie 17 Monate zuvor nach Oberschlesien geschickt worden war.
Der überlieferte Bericht über das grauenvolle Ende des 2. Weltkrieges ist nicht nur ein wichtiges Zeitzeugnis, sondern auch eine eindringliche Kundgebung für die Kraft und den hohen Wert einer tiefen religiösen persönlichen Verbundenheit im christlichen Glauben. Nur in dieser Gesinnung konnte sie diese schweren Prüfungen aushalten und überstehen ohne zu verzweifeln.
Zum selben Zeitpunkt dieser grauenvollen Ereignisse, die von Schwester Feliciana in Einzelheiten geschildert wurden, befand sich der Bruder Max Dietlicher als Soldat im Osten vermutlich unter ähnlich schrecklichen Verhältnissen bereits in russischer Kriegsgefangenschaft. Er hat bis zu seinem Tod leider niemand davon berichtet.
Der 12 seitige Bericht in Maschinenschrift ist heute im Besitz von Hildegard Roth in Zarten, einer Nichte der Schwester Feliciana. Diese hatte diese Dokumente an einem nicht mehr feststellbaren Datum ursprünglich an die schon verstorbene ältere Schwester Maria Klautschek geschickt.
Der vorliegende Bericht wurde zusammengestellt von Fridolin Hensler im Januar 2014.