Schwester Wenefrieda
Schwester Wenefrieda Steinhart
Der 10. Sept. 1931 war der Tag des Heimganges für unsere liebe Sr Wenefr, Steinhart. Sie war 1844 zu Kirchzarten in Baden geboren und trat 1870 in unsere Kongregation. Beim Ausbruch des deutsch-— französischen Krieges kam die junge Kandidatin schon zum Lazarettdienst ins Spital zu Sursee. Nach überstandenen Blattern durfte sie 1871 zur Einkleidung ins Mutterhaus: u. gleich am nächsten Tag nach Engelberg für die Küchen- und Hausarbeit. Als die frische Novizin in Gegenwart des eben anwesenden Bürgermeisters von der Oberin nach ihrem Namen gefragt wurde, wußte sie ihn nimmer. Zum Glück hatte sie denselben in ein Notivbüchlein verzeichnet, das sie nun ganz verlegen hervorzog und sich so noch aus der Klemme helfen konnte. Bühl, Ottersweiler, Mehrerau, Schwaz, Dorf Tirol und Innsbruck waren die Stätten, an denen Schw, Wenefr. teils als Krankenpflegerin, teils als Oberin ihr langes Ordensleben verbringen durfte. In Innsbruck versah sie hauptsächlich das Speisezimmer der Schwester, wo es ihre größte Freude war, zur Zeit der Hungersnot den Kandidatinnen und Schülerinnen ein ergattertes Stücklein Brot noch zuzuschieben. 1919 brach sie sich dortselbst den rechten Arm; da meinte sie einmal der Chronistin gegenüber: "Ich ziehe mich trotzdem ganz allein an.. wenn dann ein Häftchen oder Knöpflein nicht recht zugehen will, dann verspreche ich jener armen Seele, die mir hilft, bei der hl, Messe das kostbare Blut aufzuopfern und dann gehts immer. Wissen Sie —- setzte sie vertraulich bei —- ich erzähl Ihnen das nur, damit Sie auch für mich etwas für die "Theodosia" haben. In Jahre 1923 feierte sie noch ziemlich rüstig ihre goldenen Jubelprofeß und durfte auf ihre Bitte hin nochmals in ihr Ämtchen als Refektoriumsmeisterin nach Innsbruck zurück. Ihre zunehmende Gebrechlichkeit ließ es sie jedoch dankbar empfinden, als sie nach 2 Jahren wieder ins Provinzhaus zum wohlverdienten Ruhestand kommen durfte. Schw. Wenefr. machte sich aber immer noch mit Stricken nützlich; viele Knäuel, meist bunte Wolle, gingen fast unbemerkt durch ihre welken, faltigen Hände, um als Pater- oder Armenstrümpfe die lieben Obern vor Weihnachten zu überraschen. Da konnte sie mit dem ganzen Gesichte lachen vor lauter Freude, Rührend und erbaulich war bei dem alten Schwesterchen die Liebe zum gemeinschaftlichen Leben, das sie trotz ihrer immer mehr zunehmenden Hilflosigkeit bis zum Rande der Möglichkeit mitmachte und sie war dabei die Pünktlichkeit selbst. Ein ebenso schöner Zug war ihr gewissenhafter Gehorsam, ihre große Ergebenheit, Treue und Liebe für die lieben Obern. Mit kindlicher Verehrung und mit geradezu jugendlicher Begeisterung hing sie an unserer ersten Generaloberin Mutter M. Theresi Scherer, die sie noch gut gekannt und von der sie noch manch Liebes zu erzählen wußte. In gleicher Weise brachte sie noch manche Anektote aus den jungen Jahren der lieben Mutter Aniceta,. Dabei konnte Schw. Wenefr. so herzlich lachen, daß sie alle mitriß. Noch 14 Tage vor ihrer Tode machte sie fast alle gemeinschaftlichen Übungen mit der Kommunität mit—- Ein leichter Schlaganfall nötigte sie, die letzte Lebenswoche das Bett zu hüten, Noch in diesem elenden Zustand war sie geduldig und. freundlich und konnte einen so lieb und treu in die Augen schauen. Voll Dankbarkeit für jeden kleinsten Dienst. Schw, Wenfr, brauchte sicher kein Fegfeuer zu fürchten, denn wer so wie sie bis ins Greisenalter von 87 Jahren so kindlich fromm und gehorsam bleiben kann, der braucht kein anderes Zeugnis mehr für wahre Tugend, Sie wird in unserer Erinnerung stets ein leuchtendes Beispiel bleiben. Sie ruhe im Frieden!