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Stegen in den Zeitungsmeldungen
1992


BZ 13.1.1992

Glimpflich davongekommen

Hochwasserschaden hält sich in Stegen in Grenzen


STEGEN (ro). Weitaus glimpflicher als benachbarte Ortschaften kam die Gemeinde Stegen bei der Hochwasserkatastrophe am 22. Dezember vergangenen Jahres davon. Dank raschen Eingreifens der hiesigen Feuerwehren, des DRK und eines ganzen Heeres Freiwilliger konnte der Schaden durch die reißenden Fluten des Eschbaches in Grenzen gehalten werden, wie heute mit großer Genugtuung festegestellt werden kann. 


Dennoch gab es erheblich Betroffene, so etwa der „Schwabenbauernhof“ in Eschbach, der schon am frühen Sonntag morgen „Land unter“ melden mußte. Am Montag morgen erfolgte gemeindlicherseits eine erste Begehung der am stärksten betroffenen Gebiete unter Leitung von Bürgermeister Siegfried Kuster gemeinsam mit Feuerwehrkommandant Fritz Läufer und Gemeinderat Bernhard Schuler. Noch bis in den Nachmittag des Heiligabend wurden die gefährlichsten Überflutungsstellen des Eschbachs durch Ausbaggern des Bachbettes entschärft.


Jetzt bittet das Bürgermeisteramt alle, sich dringend zu melden, die ihre Hochwasserschäden noch nicht bekanntgaben. Wer Gebäudeschäden zur Regulierung bei der zuständigen Versicherung anzugeben hat, kann dies telefonisch unter 3969-34/36 erledigen.


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BZ 14.1.1992

Der Bürgermeister gratulierte

Josef Fehr feierte seinen 80. Geburtstag


STEGEN-ESCHBACH (ro). Gemeinsam mit seiner liebevoll um ihn besorgten Ehefrau schaut Jubilar Josef Fehr auf die 80 Jahre seines Lebens zurück. Und die waren nicht immer leicht! Hoch über dem Dorfkern Eschbachs, auf dem „Recklemartinshof“ wuchs er auf, bewirtschaftete ihn später selbst mit seiner Frau im Vollerwerb. Elektrischen Strom kennen die Fehrs erst seit 28 Jahren, und die ausgebaute Zufahrtsstraße ist noch keine acht Jahre alt! Also ging’s über den Weidberg ins Dorf, zur Kirche, zur Schule ... Alle fünf Töchter lasen und lernten mit Petroleumbeleuchtung! In Josef Fehrs Erinnerung taucht jener schwere Unfall auf, der sich im Dezember 1959 ereignete. Damals kam er auf dem Weidberg unter sein Fuhrwerk, dem Ochs und

Pferd vorgespannt waren; schwere Rückenverletzungen waren die Folge. Doch statt des heutigen Hubschraubertransportes mußte er per Holzschlitten auf einer Lage Stroh zu Tal gebracht werden.Mit den fünf Töchtern gratulierten acht Enkelkinder zum 80. Geburt;tag; ebenso Bürgermeister Kuster.


JOSEF FEHR, Alt-Recklemartinsbaur, feierte seineg ‚80. Geburtstag. Begeistert erzählte er Bürgermeister Kuster aus seinem Leben. Bild: Monika Rombach


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BZ 14.3.1992

Im Kindergarten bleibt die Personalnot erhalten

Abendverbindungen werden gut angenommen

STEGEN (ms). Die personelle Besetzung des Kindergartens Eschbach stand im Mittelpunkt der Gemeinderatssitzung in Stegen. Kindergartenleiterin Marianne Zipfel und Elternbeiratsvorsitzende Elke Mathis informierten über die unbefriedigende personelle Situation im Kindergarten.


Die Eltern sehen die Sicherheit ihrer Kinder bei der Betreuung durch eine Erzieherin pro Kindergartengruppe nicht mehr gewährleistet. Eine sinnvolle pädagogische und erzieherische Arbeit mit 23 Kindern pro Gruppe, darunter viele Dreijährige, ist nach den Worten der Kindergartenleiterin kaum noch durchführbar.


Bürgermeister Kuster. räumte ein, daß die jetzige personelle Besetzung des Kindergartens Eschbach nicht ausreichend sei. Von seiten der Verwaltung habe man versucht, zum Beginn des Kindergartenjahres 1991/92 eine Vorpraktikantin einzustellen, trotz Stellenausschreibungen in der überregionalen Presse gingen keine Bewerbungen ein. Die Eltern fordern nun, daß für jede.der drei Kindergartengruppen eine Zweitkraft eingestellt werden soll (1,77 Stellen pro Gruppe). Kuster wies darauf hin, daß bei einer Ausstattung von jeder Gruppe mit einer Zweitkraft die jährlichen Personalkosten für die Kindergärten in Stegen und Eschbach auf insgesamt 792.000 Mark steigen

werden.


Die Entscheidung über die Erhöhung der Personalstellen im Kindergarten Eschbach erfolgte in nichtöffentlichern Sitzung, die folgendes Ergebnis brachte: Der Gemeinderat nahm die Einstellung von zwei Erzieherinnen im Anerkennungsjahr zustimmend zur Kenntnis. Weiter wurde eine zusätzliche Halbtagesstelle für eine ausgebildete Zweitkraft gebilligt. In der öffentlichen Sitzung wurde die Verwaltung beauftragt, eine verbindliche Bedarfsfeststellung der Kindergärten Eschbach und Stegen zu treffen sowie einheitliche Anmeldetermine festzulegen. Weiter wurde die Verwaltung beauftragt, mit dem Träger des katholischen Kindergartens wegen des beabsichtigten Erweiterungsbaues zu verhandeln und einen Vorschlag zur Anhebung der Kindergartengebühren auszuarbeiten.


Ablehnend beschied der Gemeinderat den Antrag des Vereins zur Förderung der Waldorfpädagogik im Dreisamtal e. V. auf Gewährung eines Baukostenzuschusses in Höhe von 10.573 Mark, für die Erweiterung des Waldorfkindergartens in Buchenbach. Künftige Mehrbelastungen in den Kindergärten Eschbach und Stegen waren Gründe für die ablehnende Haltung.


Es ist sinnvoll und notwendig, daß sich in Fragen des Umweltschutzes auch die Gemeinden beraten lassen und darüber hinaus den Bürgern die Möglichkeit zur Beratung geben. Aus

diesen Gründen wurde eine Firma aus Freiburg für die Dauer von vorerst einem Jahr mit der Umweltberatung der Gemeinden des Dreisamtales beauftragt. Die Volkshochschule Dreisamtal erhält für die Zusammenarbeit im Bereich des Umweltschutzes mit dieser Beratungsfirma einen Zuschuß von 1200 Mark.


Die Abendkurse im Dreisamtal werden gut angenommen. Sie werden mit Groß- und Kleinbussen und nach dem gleichen Fahrplan weiterhin angeboten werden, berichtete Kuster dem Gemeinderat. Der Jahresanteil der Gemeinde Stegen am Gesamtzuschuß erhöht sich 1992 um 635 Mark, von bisher 12833 Mark auf 13.475 Mark. Der Gemeinderat stimmte der Erhöhung des Gesamtzuschusses und dem Vertragsentwurf zwischen der Südbadenbus GmbH und den Gemeinden des Dreisamtales einstimmig zu.


Über die Verbesserung im Linienangebot des öffentlichen Personennahverkehrs im Dreisamtal (zwölf weitere Buslinien für Stegen und die Ortsteile) kam im Gemeinderat wenig Freude auf. So war man über die Mitteilung, daß eine Taktung des öffentlichen Personennahverkehrs im Dreisamtal derzeit wegen der Einbindung des Schülerverkehrs nicht möglich sei, sehr enttäuscht. „Von einer optimalen Anbindung Stegens und den Ortsteilen an den öffentlichen Personennahverkehr kann trotz der zusätzlichen Buslinien derzeit nicht die Rede sein“. Für die kostenverursachenden Fahrplanverbesserungen, für die die Gemeinde Stegen einen Zuschuß zu zahlen hat, gab es eine Mehrheit.


Der Antrag auf Erstattung der Schülerbeförderungskosten zwischen der Grundschule Eschbach und dem Wohngebiet Steurental-Reckenberg wurde wegen der Gleichbehandlung mit Schülern in der Gesamtgemeinde abgelehnt. Bei der Sanierung des Tiefbrunnengebäudes Stegen auf Gemarkung Zarten entschieden sich die Ratsmitglieder für eine Flachdachsanierung mit Gesamtkosten in Höhe von 14.391 Mark, zuzüglich der Sanierungskosten für die Außenfassade des Brunnengebäudes. Der Anderungsentwurf des Teilbebauungsplanes „Jägerandreas“ wurde einstimmig gebilligt.


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BZ 4.4.1992

80 JAHRE ALT wurde in Stegen Stefania Scherer. Zu den Gratulanten gehörte Bügermeister Siegfried Kuster. Bild: Monika Rombach


Stefania Scherer 80

STEGEN (ro). Das Telefon stand nicht mehr still und an der Tür gaben sich die Gratulanten die Klinke in die Hand: Stefania Scherer feierte ihren 80. Geburtstag. Die Jubilarin ist eine gebürtige Eschbacherin von „Scherpeters Mühle“. Sie wuchs mit sieben Geschwistern auf. Mit der dreifachen Mutter freuten sich sechs Enkel und zwei Urenkel über das runde Jubiläum.


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BZ 12.7.1992

ZU IHREM 80. GEBURTSTAG ließ eine große Gratulantenschar Maria Mäder

hochleben. Sieben Kinder mit Schwiegerkindern, elf Enkeln und einem Urenkelchen wünschten der junggebliebenen Jubilarin Glück und Segen. 1937 heiratete Maria Mäder, gebürtig vom Dobelhof in Rechtenbach, auf den Stegener Reichlehof. Landwirtschaft, Tiere und Blumen sind ihr Lebensinhalt. „Sommer wie Winter stets an der frischen Luft zu sein, das hält jung, verriet sie Bürgermeister Siegfried Kuster, der sich als Überbringer der Glückwünsche von Land und Gemeinde in die Schar der Gäste einreihte. Biid: Monika Rombach


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BZ 13.7.1992

Attental als Drehort: Einen Sommertag lang diente das reizvolle Tal als Kulisse zu Filmaufnahmen für eine neue ARD-Vorabendserie. Unser Bild zeigt „einen Dreh“ auf der Rauferhofwiese.

Bild:Monika Rombach


Ungewöhnliche Vorgänge im verträumten Attental - Außenaufnahmen für Vorabend-Fernsehserie


STEGEN-ATTENTAL (ro). „Klappe 608/4/die erste!“ Recht ungewöhnliche Klänge im verträumten Attental, das sich unversehens in einen Drehort verwandelt sah. Das reizvolle Seitental diente als Kulisse zu Aufnahmen einer neuen ARD-Vorabendserie „Alpha Albatros/Über den Wolken“, die 1994 über die Schirme flimmern soll.


Wilhelm Raufer und seine Mutter staunten nicht schlecht, als vor 14 Tagen die Produktionsleitung beim Attentäler Rauferhof anklopfte und um Drehgelände, einen Schlepperzug und obendrein den jungen Landwirtssohn als Schauspieler bat. „Es ist schon spannend!“ meint der junge Mann, bleibt aber weiterhin gerne der Landwirtschaft treu.


So herrlich die Landschaft bei regelrechtem „Filmwetter“, so unschön die zu drehende Szene; eine Massenkarambolage, eine schwerverletzte Schwangere und eine zufällig überfliegende Hubschrauberbesatzung. Bereits um 6.30 Uhr wurden die beteiligten Unfallfahrzeuge realistisch aufgebaut. Nach und nach erschien das Team, ganz zum Schluß der jüngste Darsteller, Johannes Kern aus Freiburg, der an diesem Tag zunächst einmal sein Zeugnis in der Emil-Thoma-Schule abholen mußte. Ein Umstand, der den Drehablauf zeitlich verschob. Doch kam weder Hektik noch ungnädiges Verhalten auf, wie das Klischee die Filmteams immer wieder zeichnet. Ganz im Gegenteil. Konzentration, Disziplin und ein re-

spektvoller Umgangston untereinander beeindruckten nachhaltig! Gelassen überbrückte Wolf Roth (Part des Hubschrauberpiloten) mit Rollenstudium im Regiestuhl am glucksenden

Bächle die Zeit.


Monika Baumgartner als verunglückte Schwangere harrte an der sonnenbeschienenen Unfallstelle geduldig im Fahrzeug aus, während sich Regisseur Eberhard Itzenblitz freundlich den wartenden Reportern widmete. Ganz im Gegensatz zur Bevölkerung waren diese rechtzeitig über die Dreharbeiten informiert und quer durch die Pressepalette samt Fotografen erschienen.


Eberhard Itzenblitz - einer der bekanntesten und besten Regisseure Deutschlands; einer seiner Erfolge unter vielen „Die neuen Leiden des jungen W.“. Geschickt bestimmte er das Geschehen, klar, deutlich mit feinem Fingerspitzengefühl für das Ausloten kleinster Details. Sein Ton nicht belehrend, sondern eher neugierig machend, mitreißend.


Ganz im Vorbeigehen gibt er Einblick in seine Vorstellungen, seine bisherige Arbeit; politische Einflüsse gerade deutscherseits, beleuchtet er ebenso wie Trendgeschehen in Film und Fernsehen neben anspruchsvoller Arbeit an verschiedenen Theatern. Und er freut sich ehrlich über das Interesse der hiesigen Gemeinde an den Dreharbeiten, entzieht sich nicht dem Gespräch mit Bürgermeister Siegfried Kuster, Ortsvorsteher Karl Heizmann und Hauptamtsleiter Georg Link.


Väterlich-freundlich wendet er sich dann seinem Filmeleben zu; dank mütterlichem Ehrgeizes, eines filmbegeisterten munteren Freiburger Steppkes und einer per Anzeige suchenden Filmgesellschaft fanden sich Johannes Kern, Drittkläßler und für die Rolle des „Mikki“ ausgesucht, und die Produktion. Die nächste Einstellung wird erläutert. „Absolute Ruhe, Aufnahme läuft!“ signalisiert allen Anwesenden sich mucksmäuschenstill zu verhalten, einbezüglich aller Verkehrsteilnehmer, was auf der schmalen Straße zu gelegentlichem Stau führte.


Neben Raufer beteiligten sich auch zwei „echte Polizisten“ am Filmgeschehen; „sie“ und „er“ erfreut über den abwechslungsreichen Berufstag, laut Regieassistenz aber „unrealistisch schnell in der Reaktion"!


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BZ 11.8.1992

123 Wohneinheiten für 350 Bürger

Ein modernes Dienstleistungszentrum soll das Bauvorhaben ergänzen

STEGEN (ms). Der Bebauungsplan „Stockacker“ stand im Mittelpunkt der letzten öffentlichen Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause. Weitere Themen der Sitzung waren die Abwasser- und Wasserversorgung im Ortsteil Rechtenbach, die Erweiterung des Kindergartens St. Michael in Stegen, die Feststellung der Jahresrechnung 1991, die Zuordnung des Ortsteiles Wittental zum Kindergarten und zur Grundschule Stegen, der Erlaß einer neuen Satzung für den Kindergarten in Eschbach sowie die Bebauungsplanänderung und -ergänzung in Oberbirken.


Diplomingenieur Fischer, vom Planungsbüro Fischer + Partner, stellte dem Gemeinderat zwei detailliert ausgearbeitete Planvarianten des künftigen Baugebietes „Stockacker“ vor. Die Variante I unter Beibehaltung des Parkplatzes bei der Kageneckhalle sieht den Bau eines Dienstleistungszentrums mit drei Gebäuden für Läden, Cafes und Büros vor, sowie den Bau von sechs Wohnungen. Neun Gebäude sollen für den Mietwohnungsbau mit insgesamt 64 Wohnungen gebaut werden. Weiter sind drei Hausgruppen mit 12 Gebäuden, drei Reihenhausgruppen mit zehn Gebäuden, ein Doppelhaus mit zwei Gebäuden und 12 freistehende Gebäude geplant. Als Nachteile dieser Variante werden vor allem die geringere Nutzung (nur 112 Wohneinheiten für 314 Personen, gegenüber 123 Wohneinheiten mit 345 Personen bei der Variante II), die Lärmbelästigung des Parkplatzes der Kageneckhalle durch lange An- und Abfahrtswege sowie die höheren Erschließungskosten für die Anlieger angesehen. Die Variante II mit Verlegung des Parkplatzes bei der Kageneckhalle zur westlichen Seite des Bebauungsgebietes an die Kirchzartener Straße beinhaltet ebenfalls ein Dienstleistungszentrum mit einem Platzbereich, in dem Läden, Büros und sechs Wohnungen integriert werden. Acht Gebäude mit 57 Wohnungen sind für den Mietwohnungsbau vorgesehen. Geplant sind weiter fünf Hausgruppen mit 18 Gebäuden, fünf Kettenhäuser mit fünf Gebäuden, drei Reihenhausgruppen mit zehn Gebäuden, fünf Doppelhäuser mit zehn Gebäuden und elf freistehende Gebäude. Die vorgesehene 2 1/2 geschossige Bauweise wird sich in Richung Unterbirken, zur freien Landschaft hin, auf 1 1/2 Geschosse reduzieren.


Durch den Bau eines Dienstleistungsbereiches will der Planer eine Abrundung des vorhandenen Dorfplatzes und die Schaffung eines Kommunikationszentrums erreichen. Der Kinderspielplatz neben der Grund- und Hauptschule soll in das neue Baugebiet verlegt werden. Der Schulbusparkplatz, der sich noch auf dem Parkplatz neben der Kageneckhalle befindet, soll zur Kirchzartener Straße hin verlegt werden. Die Kosten des neuen Parkplatzes mit dem Rückbau der Schulstraße werden ca. 450.000 Mark betragen. Da durch die Verlegung des Parkplatzes 1500 m2 zusätzliche Baufläche entsteht, werden durch den Verkauf dieser Fläche Verkaufspreise von insgesamt450.000 Mark erzielt.


Die Gemeinderäte hatten nun die Wahl zwischen den beiden Planalternativen.. In einer längeren Diskussion wurden über die Vor- und Nachteile der Alternativen diskutiert. Bürgermeister Siegfried Kuster appellierte an den Gemeinderat, daß in der heutigen Sitzung eine Entscheidung für eine der Planvarianten getroffen werden solle, damit das Planungsbüro seine Arbeit intensiv fortsetzen kann. „Die Wohnungsnot wird auch in Stegen immer größer, außerdem zahlt die Gemeinde monatlich 20.000 Mark Zinsen für die Kredite, die mit dem Erwerb der Grundstücke (ca. 40000 m2) aufgenommen werden mußten“, erklärte Kuster. Schließlich entschied sich der Gemeinderat mehrheitlich für die Planungsvariante II, Verlegung des Parkplatzes bei der Kageneckhalle und Anlage eines Dienstleistungszentrums mit einem Platzbereich. Das Planungsbüro wurde beauftragt, den vorgesehenen Standort des Schulbusparkplatzes nochmals zu überdenken.


„Das Wasserwirtschaftsamt sieht es als eine große Notwendigkeit an, den Ortsteil Rechtenbach an das öffentliche Kanalnetz anzuschließen“, so Bürgermeister Kuster. Noch in diesem Jahr soll mit der Neuverlegung der Kanalisation und der Wasserleitung begonnen werden. Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten soll auch die Rechtenbachstraße auf eine Breite von 4,50 Meter ausgebaut werden. Die Anwohner haben sich in Vorgesprächen mehrheitlich für den Ausbau der Straße ausgesprochen. Diplomingenieur Gerhard Hagen informierte den Gemeinderat

über die durchgeführte Ausschreibung. Günstigster Bieter für den Bau der Kanalisation und der Wasserleitung ist eine Firma aus Oberried mit einer Gesamtsumme von 1.325.000 Mark, für den Bau der Trinkwasserverbindungsleitung von „Berlachen“ bis zum Bläsihof bekam als günstigster Bieter eine Firma aus Grafenhausen zum Angebotspreis von 35.8475 Mark den Zuschlag. Auch dem Ausbau der Rechtenbachstraße auf eine Breite von 4,50 Meter wurde zugestimmt, allerdings mit der Einschränkung, daß bauliche Maßnahmen geschaffen werden, die geschwindigkeitsdämpfend wirken.


In der vergangenen öffentlichen Sitzung wurden von den Gemeinderäten einige Anregungen insbesondere in bezug auf die Flachdachkonstruktion des Kindergartenerweiterungsbaues vorgebracht. Architekt Walter Schonhard konnte nunmehr den überarbeiteten Planentwurf eingehend erläutern, so daß der Gemeinderat die vorgestellte Planung mehrheitlich genehmigte. Für die Planungsarbeiten im Fachbereich wurde ein Ingenieurbüro aus Freiburg, für den Bereich Haustechnik, Sanitär, Elektro, Heizung ein Ingenieurbüro aus Kirchzarten beauftragt.

……….

Mehrheitlich beschloß der Gemeinderat, daß der Schulbezirk für die Grundschule in Stegen ab dem Schuljahr 1999/2000 die Ortsteile Stegen und Wittental umfaßt. Ab diesem Zeitpunkt umfaßt der Schulbezirk für die Grundschule Eschbach lediglich den Ortsteil Eschbach. Bis zum Schuljahr 1999/2000 haben die Eltern aus dem Ortsteil Wittental die Möglichkeit, sich zwischen den beiden Schulen in Stegen und Eschbach zu entscheiden. Einstimmig wurde die .neue Satzung über die Benutzung und die Gebühren des Kindergartens Eschbach, die am 1. August in Kraft treten soll, vom Gemeinderatsgremium beschlossen. Der Elternbeitrag wird für das 1. Kind von 65 auf 80 Mark, für das 2. Kind von 35 auf 40 Mark pro Monat erhöht. Das 3. Kind und jedes weitere Kind sollen wie bisher beitragsfrei bleiben.


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BZ 8.10.1992

Stegens Mütter wehren sich

Bürgermeister Siegfried Kuster sieht keinen Grund zur Sorge

STEGEN (ro). Engagierte Mütter Stegener Kindergartenkinder stehen seit einigen Tagen an beiden Einkaufszentren des Kernortes. Sie möchten die Bevölkerung über die möglichen Konsequenzen informieren, die eine Aussetzung der Kindergartenrichtlinien mit sich bringen würde. Ihr Anliegen und ihre Unterschriftensammlung richtete sich gegen ein folgenreiches Vorhaben der Landesregierung. Denn, geht es nach dem Willen des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Erwin Teufel, sollen die bestehenden Kindergartenrichtlinien demnächst ausgesetztwerden.


Bürgermeister Siegfried Kuster sieht indes für Stegen keinen Grund zur Sorge. Der Erweiterungsbau des Kindergartens St. Michael stehe an, womit die Gefahr zu großer Gruppen gebannt sei.


„Es ist fünf vor zwölf“, meint dagegen Elternbeiratsvorsitzende Birgit Gollhofer, unterstützt durch das Elterngremium. Bereits Ende Oktober könnte die Aussetzung beschlossene Sache sein. Zu diesem Zeitpunkt gebe es noch keine neuen Räumlichkeiten für die 85 Kindergartenkinder. Noch haben die „viereinhalb Erzieherinnen“ und zwei Praktikantinnen die Möglichkeit, „die persönliche Entwicklung, freie Entfaltung, kreatives Denken und Handeln, und vor allem das soziale und eigenständige Verhalten der ihnen anvertrauten Kinder zu fördern.“


Bei Aussetzung der einst zum Wohle der Kinder erarbeiteten Richtlinien, sieht Kindergartenleiterin Doris Scherle die erzieherischen Grundlagen ihres Berufes entzogen. In einem offenen Brief begründete sie gegenüber verschiedenen Institutionen ihre Absicht, umzuschulen.


Gleichzeitig wehrt sich auch der kirchliche Träger des Kindergartens, die katholische Herz-Jesu-Pfarrei, laut Pfarrer Robert Herr mit Deutlichkeit und Schärfe innerhalb der kirchlichen Kindergarten-AG gegen das landespolitische Vorhaben. Dies insbesondere, als die Kindergartenerweiterung unter den bisherigen Richtlinien geplant wurde.


Mit den gesammelten Unterschriften wendet sich der Elternbeirat an Ministerpräsident Erwin Teufel. Gleichzeitig sollen diese Ministerin Ungern-Soyka bestärken und die Landtagsabgeordneten der einzelnen Fraktionen gegen die Aussetzung der Kindergartenrichtlinien mobil machen. Die Mütter werden am Samstag an der Demonstration

in Freiburg teilnehmen. 


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BZ 25.10.1992

Im Herbst wird mit der Erweiterung begonnen

Neuer Kindergarten bis August 1993

Mit der Baugenehmigung wird gerechnet — Architekturbüro Schonhard beauftragt

STEGEN (ms). Das Planungsverfahren zur Erweiterung des katholischen Kindergartens St. Michael in Stegen ist abgeschlossen, und vom Gemeinderat genehmigt. Die Baugenehmigung der Baurechtsbehörde wird während der Sommerpause erwartet, so daß im kommenden Herbst mit dem Erweiterungsbau begonnen werden kann. Wie Hauptamtsleiter Georg Link mitteilte, soll zu Beginn des Kindergartenjahres 1993/94, im August nächsten Jahres, der neue Kindergarten bezogen werden können. Im Rahmen eines Ideenwettbewerbes wurde das Architekturbüro Schonhard aus Freiburg mit der Planung und Bauleitung beauftragt. 


Bedingt durch jährlich steigende Kinderzahlen in den Ortsteilen Stegen und Wittental ist eine bauliche Erweiterung des katholischen Kindergartens in Stegen dringend notwendig geworden. Der Stiftungsrat der katholischen Pfarrgemeinde, das Kuratorium des Kindergartens St. Michael, die Leitung des Kindergartens sowie die Mitglieder des Bauausschusses der Gemeinde entschieden sich nach einigen Vorgesprächen und Beratungen gemeinsam für den Planentwurf des Architekturbüros Schonhard. Ausschlaggebend für diesen Entwurf waren die klare und kostengünstige Grundrißplanung - es wird nur an der Westseite des bestehenden Kindergartengebäudes eine Erweiterung vorgenommen -, der praktisch angelegte Eingangsbereich mit dem dort eingeplanten Büro der Kindergartenleiterin und den Personalräumen, das Vorhandensein eines Intensivraumes pro Gruppenraum entsprechend den Kindergartenrichtlinien beim Neubau eines Kindergartens, die geringe Beeinträchtigung des Kindergartenbetriebes während der Bauzeit und nicht zuletzt eine klare und detaillierte Kostenermittlung. Zwei Kindergartengruppenräume im Erdgeschoß und ein Gruppenraum im Untergeschoß mit den erforderlichen Nebenräumen kommen durch den Erweiterungsbau neu hinzu.


Die Kosten der Kindergartenerweiterung einschließlich der Umbaumaßnahmen werden mit 119.5000 Mark beziffert. Hinzu kommen die Kosten der Erschließung, die Kosten der Geräte für die Gruppenräume, die Kosten der Außenanlagen sowie die Baunebenkosten mit insgesamt 240.000 Mark.


70% der Gesamtkosten tragen die Gemeinde Stegen, 20% die katholische Kirchengemeinde Stegen und 10% das Erzbischöfliche Ordinariat Freiburg i.Br. Der politischen Gemeinde wurde vom Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald ein Zuschuß in Höhe von 42.000 Mark zugesagt.


Durch den Kindergartenerweiterungsbau werden in Stegen maximal 83 weitere Kindergartenplätze geschaffen.


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BZ 9.11.1992

GOLDENE HOCHZEIT feierten Rosa und Josef Ketterer aus Stegen-Rechtenbach im Kreise ihrer Lieben. Die große Nachkommenschaft aus fünf Kindern und siebzehn Enkelin hielt viel Freude für das Jubelpaar bereit. Nicht nur den feierlichen Gottesdienst gestalteten sie mit; ein Familienblasorchester überraschte vor dem Kirchenportal der Herz-Jesu-Kirche mit einem bunten Melodienstrauß. Bild: Monika Rombach


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BZ 29.11.1992

Die „langhaarigen Tramper” konnte gerade noch zur Seite springen


STEGEN/FREIBURG. Zwei junge Männer stehen an einem Maiabend 1992 gegen 23 Uhr an einer Bushaltestelle in Stegen und wollen nach Kirchzarten trampen. Da biegt plötzlich ein Auto um die

Kurve, sie werden kurz vom Scheinwerferlicht erfaßt, und schon hören die Tramper, wie das Auto beschleunigt. Zu ihrem Entsetzen steuert der Wagen geradewegs auf sie zu. Plötzlich geht die Beifahrertür auf. Vor einem Zusammenprall mit der Tür rettet die Tramper nur ihre Geistesgegenwart: Sie können im letzten Moment aus der Gefahrenzone springen.


Auf der Anklagebank eines Schöffengerichts am Amtsgericht in Freiburg sitzt der 22jährige Autofahrer, der damals am Steuer gesessen hat. Die Anklage wirft ihm ein Verbrechen vor, das mit einer Mindeststrafe von einem Jahr Freiheitsstrafe bedroht ist: einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr. Der 22jährige Autofahrer weist diesen Vorwurf weit von sich. Ja, er habe am Steuer gesessen, aber keineswegs nach besagter Kurve mehr Gas als, notwendig gegeben, und mit Sicherheit sei er nicht auf die Tramper zugefahren. Daß sein Beifahrer plötzlich die Beifahrertür geöffnet habe, dafür könne er nichts. Im übrigen sei er in ganz normalem Abstand an der Bushaltestelle vorbeigefahren.


„Warum haben, Sie die Tür aufgemacht?“ will der Vorsitzende Richter von dem 20jährigen Beifahrer wissen, der deswegen schon wegen Nötigung rechtskräftig verurteilt worden ist. „Das war eine Reflexhandlung“, lautet die Antwort. „Sie sollen einmal gesagt haben: Ich fand es unheimlich lustig, wie der Tramper weggehopst ist“, hält der Richter dem Zeugen aus einem Gerichtshilfebericht vor. Der 20jährige Zeuge nickt zustimmend: "ja, ich kann mich daran erinnern."


„So, Sie finden es also lustig, wenn einer nicht angefahren werden will“, resümiert der Richter halblaut und wendet sich erneut an den Zeugen: „Oder ging es Ihnen darum, daß der Tramper schon seit längerer Zeit nicht mehr beim Friseur war und nicht so toll gestylt ist wie Sie” Der Zeuge antwortet darauf nur, daß die Tür den Tramper ja nicht getroffen habe. Im übrigen kenne er den Tramper nur flüchtig, einen Menschen, der im Autonomen Jugendzentrum in Kirchzarten verkehre und den er nicht leiden könne: „Er ist mir nicht sympathisch. Das, was er sagt, ist mir eigentlich egal. Ich mag ihn halt nicht.“


Die nächste Zeugin ist eine 14jährige Schülerin. Sie hatte der Angeklagte von einer Diskothek in Kirchzarten nach Hause gefahren, bevor der Zwischenfall mit den Trampern passiert war. Auf die Frage des Richters, welche Leute sich denn in dieser Diskothek treffen, meinte die 14jährige, daß dort Leute aus dem Autonomen Jugendzentrum nicht reinkommen: „Die haben halt eine andere Meinung, nicht nur über die Haartracht. Die haben halt eine total andere Meinung über Ausländer, Asylanten und so.“


Sollte der Vorfall an der Bushaltestelle in Stegen politisch motiviert gewesen sein? Sollten dort Jugendliche aus dem vermeintlich rechten Lager auf Jugendliche aus dem vermeintlich linken Lager vorsätzlich zugefahren sein? Und das möglicherweise nur aus dem einen Grund, weil einer der Tramper lange Haare trägt und somit einfach und ohne viel Federlesens gemäß bestehender Vorurteile in eine linke Gruppe gesteckt werden konnte? Ein Polizeibeamter in Kirchzarten hatte einen solchen Verdacht jedenfalls geäußert, als er die Anzeige des Trampers an die Staatsanwaltschaft weiterleitete.


Der Vorsitzende Richter, der aus diesem Strafverfahren erkennbar keine Verhandlung mit politischem Hintergrund machen will, gibt den Zeugen und dem Angeklagten zu bedenken, daß Radikale, egal ob links oder rechts, nicht denkbar seien ohne die anderen: „Wenn es die einen nicht gebe, dann gebe es auch die anderen.nicht.“


Die Staatsanwältin geht im Plädoyer von dem schweren Vorwurf ab, daß der Angeklagte durch seine Fahrweise vorsätzlich einen Unfall verursachen und Menschen gefährden oder verletzen wollte. Allerdings habe er sich einer Nötigung schuldig gemacht als er mutwillig sehr nah an die Zeugen herangefahren sei. Die Staatsanwältin beantragt deshalb eine Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu je 115 Mark und, ein dreimonatiges Fahrverbot.


Der Verteidiger plädiert auf Freispruch, kritisiert den Polizeibeamten aus Kirchzarten, weil dieser sich zu einem politisch motivierten Verdacht für das Geschehen habe hinrelßen lassen. Dafür, daß der Beifahrer plötzlich die Türe aufgerissen habe, könne sein Mandant, der die Tramper übrigen gar nicht kenne, nichts.


Das Schöffengericht verurteilte den Angeklagten wegen Nötigung zu einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu je 115 Mark und dreimonatigem Fahrverbot. Beide Tramper seien glaubwürdig; daraus folge, daß der Angeklagte auf sie zugefahren ist, um sie zu erschrecken. Abschließend gab es noch die Wertung des Vorsitzenden Richters: „Links oder rechtsradikal hin und her, nach unserer Meinung war das ein Dummerjugenstreich.“ Peter Sliwka