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Stegen in den Zeitungsmeldungen
1989


BZ 17.1.1989

Stegener Bevölkerung im Spiegel der Statistik

Die Ergebnisse der Volkszählung 1988


STEGEN (ms). Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg gab erste interessante Ergebnisse der Volkszählung 1987 über die Bevölkerungs- und Wohnungsstruktur in der Gemeinde Stegen bekannt. Am Zählungsstichtag (25. Mai 1987) wohnten 3631 Personen mit alleiniger oder Hauptwohnung in der Gemeinde. Diese Einwohnerzahl wird künftig für den kommenden Finanzausgleich zugrunde gelegt werden. Allerdings hat die Gemeinde Stegen gegen diese ermittelte Einwohnerzahl Einspruch eingelegt, weil die Zählung ohne die Heimbewohner des Kollegs St. Sebastian und der Staatlichen Gehörlosen- und Schwerhörigenschule erfolgte.


Von den 3631 Einwohnern sind 51,3 Prozent weiblichen Geschlechts, der männliche Bevölkerungsanteil beträgt 48,7 Prozent. In Stegen sind 10 Prozent der Einwohner älter als 65 Jahre. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren beträgt 19,2 Prozent. 2570 Einwohner (70,8 Prozent) gehören der römisch-katholischen Kirche und 752 Einwohner (20,7 Prozent) der evangelisch-lutherischen Kirche an. Am Zählungsstichtag wohnten 53 Ausländer in der Gemeinde. 41,7 Prozent der Bevölkerung bestreitet ihren Lebensunterhalt durch eine Erwerbstätigkeit. 14,5 Prozent leben von der Rente, Pension, Sozialhilfe, Arbeitslosengeld oder -hilfe. 43,8 Prozent der Einwohner erhalten Unterhalt durch Eltern oder Ehegatten. Von den 1681 erwerbstätigen Einwohnern sind 8,9 Prozent als Selbständige tätig und 3,1 Prozent mithelfende Familienangehörige.


18 Prozent der Stegener Erwerbstätigen sind Beamte, Richter oder Soldaten. Die Angestellten sind mit 44,9 Prozent die größte Erwerbstätigengruppe, gefolgt von den Arbeitern mit 25,1 Prozent. 64 Bürger waren am Tag der Volkszählung arbeitslos. 741 Schüler und Studierende wohnen in Stegen. Einen allgemeinen Schulabschluß haben 2226 Personen, davon 51,2 Prozent Hauptschulabschluß, 212 Prozent Realschulabschluß, 27,6 Prozent Hochschul- oder Fachhochschulreife.


Die Stegener Bevölkerung wohnt in 1321 Haushalten, davon leben 25,9 Prozent in einem Ein-Personen-Haushalt. Auf Gemarkung Stegen, Eschbach und Wittental befinden sich 654 Gebäude mit Wohnraum. Die größte Bautätigkeit wurde in den Jahren 1969 bis 1978 ermittelt, in diesem Zeitraum wurden 320 Wohngebäude errichtet.


75,8 Prozent der: Gebäude sind mit einer Zentralheizung ausgestattet, 17,5 Prozent mit einer Einzel- oder Mehrraumofenheizung, 1,4 Prozent ist der Anteil der Gebäude, in denen eine Sonnenenergie- oder Wärmepumpeanlage installiert ist. Von den insgesamt 1277 Wohnungen sind 1268 bewohnt, davon sind 575 Eigentümerwohnungen und 693 Mietwohnungen. 


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BZ 17.2.1989

Grünes Licht für den weiteren Rathausausbau

Verkehrsberuhigte Zonen in Stegen, Eschbach und Wittental — Asylbewerber kommen

STEGEN (ms). Grünes Licht gab der Stegener Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung für den weiteren Umbau des Rathauses. In naher Zukunft soll es nach dem Willen der Gemeinderäte in Stegen und in den Ortsteilen Eschbach und Wittental verkehrsberuhigte Zonen geben. Weiter wurde die Neufassung der Polizeiverordnung beschlossen, die am 1. April in Kraft tritt.


Zentrales Thema der öffentlichen Gemeinderatssitzung waren die Umbaumaßnahmen im Rathaus. Bürgermeister Klaus Birkenmeier stellte fest, daß der Gesamtrahmen des Bauvorhabens - Bürgersaal, Außenanlagen und Dachaufbau - nicht überschritten wurde. Die jetzt entstandenen Mehrkosten beim Innenausbau des Rathauses wurden zum einen durch Einsparungen bei den anderen Gewerken, zum anderen durch die geänderten Miteigentumsverhältnisse zu Gunsten der Gemeinde während der Bauzeit, aufgefangen.


Architekt Meinrad Sigg erläuterte die Umbaumaßnahmen und verdeutlichte die Kostenvoranschläge der einzelnen Gewerke. Durch die Verlegung des Rathaushaupteingangs nach Süden wird zum Dorfmittelpunkt - Dorfplatz, Schule, Kageneckhalle und Ökumenisches Zentrum - eine bessere Anbindung erreicht. Der bisherige Eingang auf der Nordseite wird ausschließlich den Privatwohnungen im Rathaus vorbehalten. Außerdem wird durch die Einbeziehung der ehemaligen Sparkassenräume, die unbefriedigende und beengte Flursituation gelöst, gleichzeitig werden zwei zusätzliche Büroräume gewonnen, so daß künftig die Verwaltung räumlich optimal untergebracht sein wird. Nach eingehender Diskussion stimmte der Gemeinderat den Mehrkosten für den Innenausbau des Rathauses zu. Die zusätzlichen Mittel stehen aus einem Haushaltsrest von 1988 zur Verfügung.


Mehrheitlich befürwortete der Gemeinderat die Einführung von verkehrsberuhigten Zonen in der Gemeinde. Die Verwaltung wurde beauftragt, beim Landratsamt die Anordnung der Zonengeschwindigkeitsbeschränkung von 30 km/h zu beantragen. So soll in Stegen „Tempo 30“ bald für folgende Gebiete gelten: sämtliche Straßen in „Oberkirken“ und Obeleien, Jägerstraße, Andreasstraße, Hirschenweg, Weilerstraße und Ringstraße. Im Ortsteil Eschbach: sämtliche Straßen im Gebiet Reckenberg, Am Sommerbersg, Steurentalstraße bis zur Engelbergstraße. „Auch die Hintereschbachstraße bis zum Anwesen Stern solle man als verkehrsberuhigte Zone ausweisen“, so Ortsvorsteher Spitz. In Wittental sollen die Attentalstraße vom Bankschen Hof bis zum Anwesen Scherer und das Gebiet „Bachmättle“ verkehrsberuhigt werden. Der Ortschaftsrat wird noch weitere Straßen:in Wittental empfehlen, bei den ebenfalls nur „Tempo 30“ gefahren werden soll, meinte Ortsvorsteher Heizmann.

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Bürgermeister Klaus Birkenmeier gab bekannt, daß der Gemeinde Stegen 14 Asylbewerber zugeteilt werden. Schon am 1. März werden zehn Bewerber, zwei jugoslawische Familien, eintreffen. „Zur Zeit wird mit Hochdruck an den Umbaumaßnahmen in der Schule in Wittental und im alten Rathaus im Reckenweg gearbeitet, um den Fertigstellungstermin 1. März einhalten zu können“, erklärte der Bürgermeister. Er appellierte an die Bevölkerung, weiteren Wohnraum zur Verfügung zu stellen.


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BZ 4.4.1989

In unmittelbarer Nähe des Breitehofs auf Gemarkung Zarten wurde in diesen Tagen durch die Eheleute Steinhart, die den Hof bewirtschaften, der Rohbau für eine neue Fridolinskapelle erstellt. Die südlich der Landesstraße 133 zwischen Ebnet und Stegen gelegene alte Kapelle aus dem 17. Jahrhundert bot bereits seit langem einen trostlosen Anblick (die Badische Zeitung berichtete) und soll nun abgerissen werden. Die neue Kapelle wird der alten auf der anderen Straßenseite detailgetreu nachgebildet. Nach dem Abbruch soll die Kurve so schnell wie möglich begradigt und so ein Unfallschwerpunkt beseitigt werden. Bild: Alfons Schweizer


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BZ 8.4.1989

Jubiläum auf dem Bankenhof

Altbürgermeister Pius Hug feierte seinen 80. Geburtstag

STEGEN-WITTENTAL (ms). Seinen 80. Geburtstag konnte Altbürgermeister Pius Hug aus Wittental feiern. Viele Gratulanten kamen auf den Bankenhof, darunter Bürgermeister Klaus Birkenmeier, Pfarrer Robert Herr, Ortsvorsteher Karl Heizmann, Sparkassendirektor Erhard Sigwarth und die Vorstände der Wittentaler Vereine, um dem Jubilar die besten Wünsche zu überbringen. Der Musikverein Wittental und der Musikverein Ebnet gratulierten ihrem Ehrenmitglied mit einem Ständchen.


Pius Hug wurde 1946 von der Regierung der französischen Zone zum Bürgermeister von Wittental eingesetzt. 1948 und 1957 wählte ihn die Bevölkerung Wittentals mit großer Mehrheit zum Bürgermeister. In seiner Amtszeit wurde unter anderem die Freiwillige Feuerwehr Wittental gegründet und der Schulhausneubau fertiggestellt. Neben seinem Amt als Bürgermeister bewirtschaftete der Jubilar den 44 Hektar großen Bankenhof, den er 1971 an seinen Sohn Willi übergab.


Im Jahr 1985 wurde Pius Hug für besondere Verdienste das Verdienstkreuz am Bande verliehen. Der Jubilar war und ist ein großer Freund und Förderer der Vereine, insbesondere der Musikvereine. Als Gründungsmitglied und Ehrenmitglied des Musikvereins Wittental war er 65 Jahre als aktiver Musiker, Dirigent und Vorsitzender im Verein tätig.


Viele Jahre war er auch aktives Mitglied der Musikvereine Kirchzarten und Ebnet. Für seine 65jährige aktive Tätigkeit als Musiker überreichte ihm die Bundesvereinigung Deutscher Blas- und Volksmusikverbände in Würdigung der außerordentlichen Verdienste um die Blas- und Volksmusik die Sonderehrennadel in Gold.


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BZ 14.5.1989 

SEINEN 85 GEBURTSTAG feierte Josef Dilger in Stegen-Wittental. Bürgermeister Klaus Birkenmeier (links im Bild) und Ortsvorsteher Karl Heizmann (rechts) übermittelten dem Jubilar die Glückwünsche der Gemeinde Stegen und des Ortsteils Wittental. Josef Dilger ist ein Freund der Blasmusik und Ehrenmitglied des Musikvereins Wittental. Die Wittentäler Musikanten gratulierten dem Jubilar mit einem Ständchen, und Vorsitzender Willi Hug überreichte ein Geschenk. Bild: Manfred Schneckenburger


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BZ 17.5.1989

Kräuter bestimmen den Küchenstil im „Reckenberg‘‘

Glückwünsche zum neuen Restaurant


STEGEN-ESCHBACH (wg). Gerhard und Andrea Hug hatten besondere Gäste in ihren Landgasthof „Reckender“ in Stegen-Eschbach eingeladen. Dafür gab es gleich zwei Gründe: Ein neues Restaurant und eine neu eingerichtete „Kräuterstube“ und zum anderen haben Gerhard und Andrea Hug den Landgasthof von den Eltern Franz und Maria Hug in eigene Regie überschrieben bekommen. Für beide Anlässe gab es viele Glückwünsche.


Gerhard Hug bedankte sich beim Architekten und den Handwerkern für die solide und pünktliche Arbeit und bei den Gästen für die Treue zum Haus, das sich seit rund acht Jahren einem besonderen Küchenstil unterworfen hat, den Gerhard Hug so umschreibt: „Die Natur gibt uns soviel, wir müssen nur Augen haben es zu sehen und natürlich die Bereitschaft, diese Gaben auch zu nutzen.“


Für Gerhard Hug hat das absolut nichts mit missionarischem Eifer zur Schonkost und schon garnichts mit einem derzeit aktuellen politischen Trend zu tun. Der Koch Gerhard Hug: „Essen muß Freude machen, die Produkte müssen frisch sein, ihre Verarbeitung ist dann nur noch die handwerkliche Seite.“ Man ist geneigt, hinzuzufügen, daß daran die Begabung des Kochs erkennbar wird.


Ein Verzicht auf edle kulinarische Produkte kommt für den Chef im Landgasthof „Reckenberg“ nicht in Frage, ist seiner Ansicht nach auch gar nicht notwendig. Hug gibt seine  Kenntnisse, wie man das Gesunde mit dem Geschmackvollen verbindet, auch gern weiter, sei es in einer

Fachzeitschrift für den Gartenanbau oder in seiner regelmäßigen Südwestfunk-Sendung, in der er den Hörern jeweils eine Rezeptur erklärt und diese mit einer Anekdote verbindet. In jedem der zwölf Monate des Jahres produziert die Natur ihre Gaben. In einem kleinen Kräutergarten vor ihrem Landgasthof, der durch seine reizvolle landschaftliche Umgebung diesen Namen wirklich verdient, zeigen Gerhard und Andrea Hug Pflanzen und Gewächse der Natur, die manchem Betrachter unscheinbar erscheinen mögen, die aber seit langen Zeiten einen so großen Einfluß auf eine wohlschmeckende und bekömmliche Küche haben.


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BZ 30.6.1989

Ein Hohn für die Eschbach

Weil die betroffenen Grundstückseigentümer eine Uferböschung mit Bepflanzung im Zusammenhang mit dem Ausbau des Maierdobelbaches im Stegener Ortsteil Eschbach ablehnten (wir berichteten), soll jetzt ein Betonkanal gebaut werden. Verständnis für diese Haltung fordern zwei der Grundstückseigentümer:


„Seit rund 40 Jahren ist der Maierdobelbach unter den betroffenen Grundstücken verdolt. Durch ungeschicktes Taktieren der Behörden und anderer war dieser Zustand plötzlich nicht mehr tragbar. Nach langer Diskussion stimmte die Verwaltung und der Gemeinderat einer Umlegung in ein anderes Bett zu. Dann mußte die Planung aufgrund höherer Kräfte wieder zurückgezogen werden. Eine erneute Planung sah dann eine Teiloffenlegung des Rinnsals vor. Unter Federführung des Wasserwirtschaftsamtes sollte ein zum Teil mit Gitterrosten überdeckter Kanal gebaut werden. Doch auch diese Planung wurde wieder verworfen. Ohne die Eigentümer zu informieren wurde plötzlich von Totaloffenlegung des Rinnsals gesprochen, mit der Folge, daß große Teile der Grundstücke dafür geopfert werden sollten. Dafür müssen nun 194000 Mark an Steuergeldern aufgewendet werden. Ein Hohn für jeden Eschbacher! Mitten in den Verhandlungen wollte man nun erneut von der bestehenden Planung abrücken und wollte den Grundstückseigentümern eine vierte Variante schmackhaft machen, um durch Abböschung des Querschnitts die Grundstücke noch weiter zu dezimieren. Doch unsere Geduld mit den Bürokraten war am Ende.


Wir empfehlen der Gemeindeverwaltung und den verantwortlichen Behörden für die Zukunft, bei Planungen frühzeitig. alle betroffenen Grundstückseigentümer einzubeziehen, damit auch deren Belange berücksichtigt werden können“ Emil Schuster, Wili Saum, Eschbach


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BZ 30.8.1989

Neues Ortszentrum fast vollendet

Glanzpunkt ist der neugeschaffene Bürgersaal.- Erster Dorfhock in neuer Umgebung

STEGEN (ms). Die Neugestaltung des Ortszentrums Stegens ist nahezu abgeschlossen. Mit der Verlegung des Rathauseingangs von der Nordseite auf die Südseite zum Dorfplatz hin wurden die Ideen und Planungen des Architekturbüros Wolf, das den im Jahre 1977 ausgeschriebenen Architektenwettbewerb über die Neugestaltung des Ortszentrums gewann, verwirklicht.


Die im Jahre 1982 gebaute Kageneckhalle, die-Grund- und Hauptschule, das seit 1980 geschaffene Okumenische Zentrum und jetzt auch das Rathaus sind vom Dorfplatz, der im Jahre 1987 fertiggestellt wurde, zu erreichen.


Im Zuge des gemeinsamen Neubaus Sparkasse Hochschwarzwald und Bürgersaal der Gemeinde wurde gleichzeitig ein Umbau des Rathauses vorgenommen. Der bisherige Rathauseingang auf der Nordseite wurde auf die Südseite zum Dorfplatz hin verlegt. Hierdurch wurde eine Trennung des bisherigen Rathauseingangs und der im Rathaus befindlichen Privatwohnungen erreicht. Außer der Schaffung von zwei zusätzlichen Büroräumen in den ehemaligen Räumen der Sparkasse Hochschwarzwald wurde eine großzügige Flurgestaltung vorgenommen.


Glanzpunkt der jetzt abgeschlossenen Baumaßnahmen ist der neugeschaffene Bürgersaal, der schon Ende 1988 seiner Bestimmung übergeben wurde und in dem nun Gemeinderatssitzungen, Ausstellungen, Vorträge und Trauungen stattfinden. Das seit dem Abschluß der Verwaltungsreform im Jahre 1975 eingerichtete provisorische Sitzungszimmer im Untergeschoß des Rathauses war weder den Gemeinderäten noch den Bürgern auf längere Zeit zuzumuten, erklärte Bürgermeister

Klaus Birkenmeier.


Auf dem neugeschaffenen Dorfplatz findet erstmals am 16. und 17. September der Dorfhock der Stegener Vereine und Gruppen statt, die ein großes Programm vorbereiten. 


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 BZ 15.9.1989

Die Entscheidung liegt in Stuttgart

Kultusministerium wird zum Zünglein an der Waage über Aussiedlerwohnungen in Stegen

STEGEN (ms). Werden die geplanten 13 Wohnheime für Aussiedler vom Land Baden-Württemberg in Stegen gebaut? Diese Frage blieb nach der jüngsten öffentlichen Gemeinderatssitzung, an der über 400 besorgte Bürger teilnahmen, offen. Der Gemeinderat, der über die Bauvoranfrage des Landes entscheiden sollte, vertagte die Entscheidung, bis die Bedenken der Staatlichen Schule für Gehörlose und Schwerhörige, in deren Nachbarschaft die Wohnheime errichtet werden sollen, ausgeräumt sind. Abwarten will man auch die Stellungnahme des Kultusministeriums Baden-Württemberg über ein Nebeneinander von Gehörlosenschule und Aussiedlerwohnheimen. Auch die Frage der Verwendung der Wohngebäude nach der Nutzungsdauer will der Gemeinderat verbindlich gesichert wissen.


Nach der Nutzungsdauer der Wohngebäude von fünf bis sieben Jahren wird sich das Land eine Verlängerungsoption von ein bis zwei Jahren vorbehalten, solange eine Unterbringung von Aussiedlern erforderlich wird. Ist dies nicht mehr notwendig, die Wohngebäude aber noch nutzbar, so muß der Gemeinde Stegen ein Belegungsrecht für andere Zwecke eingeräumt werden. Sollte die Gemeinde hiervon keinen Gebrauch machen, verptlichtet sich das Land, die Gebäude auf ihre Kosten zu entfernen.


Als Bürgermeister Klaus Birkenmeier die Gemeinderatssitzung im überfüllten Bürgersaal eröffnete, standen noch viele Bürger vor dem Saal, um die Sitzung von draußen mitzuverfolgen. Um allen Zuhörern eine Teilnahme zu ermöglichen, setzte man die Sitzung nach einer kurzen Unterbrechung in der Kageneckhalle fort.


In der Frageviertelstunde, die auf nahezu drei Stunden ausgedehnt wurde, standen der Bürgermeister, die Vertreter des Regierungspräsidiums Freiburg und des Staatlichen Hochbauamtes den vielen Fragen der Bürger Rede und Antwort.


Bürgermeister Birkenmeier gab den Ablauf des bisherigen Genehmigungsverfahrens, vom ersten Gespräch des Bauherrn (Vertreter des Regierungspräsidiums Freiburg) mit der Gemeindeverwaltung vom 14. August bis zum heutigen Planungsstand, bekannt. Birkenmeier versuchte, die im Vorfeld der öffentlichen Sitzung entstandenen Mißverständnisse und Gerüchte auszuräumen.


Bei allen Fragestellungen der Bürger hörte man aber die Skepsis und die Bedenken heraus, die diesem Aussiedlerprojekt in Stegen, das im Eilverfahren durchgezogen werden soll, entgegengebracht werden. Besonders die massiven Bedenken und Sorgen der Vertreter der Staatlichen Schule für Gehörlose und Schwerhörige und der Eltern der Schüler waren an diesem Abend nicht zu überhören. Sie alle sehen die Gefahr, daß die Kinder durch die geplanten Einrichtungen Umfeldeinflüssen ausgesetzt werden, die sie aufgrund ihrer Behinderung nicht bewältigen und verarbeiten können. Der Leiter der Schule, Direktor Tiefenbacher, ließ den Gemeinderat wissen, daß bei Realisierung des geplanten Projekts die Existenz der Schule bedroht ist, da heute schon Eltern mitteilen, daß sie ihre Kinder von Schule und Internat abmelden werden.


Der Referatsleiter für Aussiedlerfragen im Regierungspräsidium Freiburg, Eyerich, wies darauf hin, daß die Zahl der aus dem Osten kommenden Aussiedler und Flüchtlinge täglich größer

wird. Es müssen daher schnell neue Unterkunftsmöglichkeiten geschaffen werden. Das Land Baden-Württemberg hat ein Behelfswohnbauprogramm aufgestellt, dessen oberstes Ziel ist, menschenwürdigen. Wohnraum zu schaffen, und den sie auf landeseigenen Grundstücken realisieren möchte. Eyerich betonte, daß es sich bei dem landeseigenen Grundstück in Stegen nicht um die Erweiterungsfläche der Gehörlosenschule handelt. Der Flächennutzungsplan für dieses Gebiet weist nur landwirtschaftliche Flächen aus, dieser Bericht wird jedoch nach $ 34 Bundesbaugesetzbuch dem Innenbereich zugeordnet werden.


Insgesamt sollen 13 zweigeschossige Gebäude mit Satteldächern und je zwei 3-Zimmer-Wohnungen ä 75 Quadratmetern Wohnfläche erstellt werden. 150 Personen sollen in den Aussiedlerwohnungen untergebracht werd berichteten die Vertreter des Staatlichen Hochbauamtes. Über den baurechtlichen Teil des Verfahrens unterrichtete Dr. Kroll vom Regierungspräsidium Freiburg die Anwesenden. Sollte die Gemeinde Stegen das Einvernehmen zu dem geplanten Projekt aus Gründen verneinen, die nicht planungsrechtlicher Natur sind, so könnte dieses Einvernehmen durch das Regierungspräsidium ersetzt werden.


Trotz vieler Informationen war es für den Gemeinderat schwierig, über die Bauvoranfrage des Landes zu entscheiden. Die Gehörlosenschule darf auf keinen Fall in Frage gestellt werden, war die Meinung von Ratsmitgliedern. Auch die Verhandlungen mit einem privaten Grundstücksbesitzer sollten vor einer Entscheidung abgewartet werden. So wurde zu später Stunde die Vertagung beantragt und vom Gemeinderat einstimmig beschlossen. Nun wird das Kultusministerium in Stuttgart zum Zünglein an der Waage.


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BZ 9.10.1989

Gegen Übergangswohnheim

Reddemann will für Stegen in Stuttgart vorsprechen

STEGEN (bn). Der Vorstand und die Gemeinderäte der CDU Stegen sprachen mit dem Landtagsabgeordneten Ludger Reddemann über den geplanten Neubau eines Übergangswohnheimes für Aussiedler in Stegen. Reddemann wies auf die sehr schwierige Wohnungsfrage hin, da wöchentlich etwa 400 Personen dem Regierungspräsidium Freiburg zugewiesen werden. Er kritisierte jedoch das Vorgehen in Stegen, da völlig versäumt worden sei, die Schulbehörden zu konsultieren, was angesichts der Lage neben der Schwerhörigenschule unverständlich sei.


Für die Gemeinde Stegen zeigte der CDU-Abgeordnete großes Verständnis. Das Oberschulamt Freiburg teile außerdem die Bedenken der Staatlichen Schwerhörigenschule. Reddemann versprach, beim Kultusministerium die Bedenken zu vertreten.


Er gehe davon aus, daß das Ministerium diese teile, so daß zum Schutz der behinderten Kinder von dem Bau Abstand genommen werden muß. Ausdrücklich dankte er Gemeinderat Schuler, der durch seinen Vertagungsantrag in einer Gemeinderatssitzung allen Beteiligten die Zeit zu ruhigem Nachdenken und sachlichem Entscheiden gegeben habe.


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BZ 18.11.1989

Bedenken zu Aussiedlerwohnheim

Kultusministerium geht davon aus, daß in Stegen nicht gebaut wird

STEGEN (ms). In der jüngsten öffentlichen Gemeinderatssitzung teilte Bürgermeister Klaus Birkenmeier mit, daß das Kultusministerium Baden-Württemberg erhebliche pädagogische Bedenken gegen die Planung eines Aussiedlerwohnheims in unmittelbarer Nähe der Staatlichen Schule für Gehörlose und Schwerhörige in Stegen habe. Das Ministerium hat seine Bedenken dem Innenministerium mitgeteilt. Der leitende Ministrialrat im Kultusministerium, Dr. Seifert, teilte dies Bürgermeister Birkenmeier fernmündlich mit. Auch das Regierungspräsidium Freiburg gab Bürgermeister Birkenmeier fernmündlich Nachricht, daß das geplante Aussiedlerwohnheim in Stegen aufgrund der Bedenken des Kultusministeriums nicht gebaut werde.


Der Gemeinderat der nochmals in alter Besetzung“ zusammentrat, hatte über das Dorfentwicklungskonzept Wittental, die Einlegung eines Widerspruchs gegen die Baugenehmigung zum Umbau Hauptschule mit Mehrzweckhalle in Eschbach, die Auftragsvergabe zur Entleerung von Kleinkläranlagen, die Instandsetzung der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Unterbirken und Oberbirken und über die Kostenübernahme der Beleuchtungsanlage entlang des Geh- und Radweges zwischen der Steurentalstraße und der Engelbergstraße in Eschbach zu befinden.


Städteplaner Dr. Ing. Mandrella stellte dem Gemeinderat das von ihm erarbeitete Dorfentwicklungskonzept für den Ortsteil Wittental vor. In Zuammenarbeit mit einem ausschließlich zur Erstellung des Dorfentwicklungskonzepts gebildeten Begleitausschusses, der sich aus dem Ortschaftsrat und aus Bürgern des Ortsteiles Wittental zusammensetzte, wurden Entwicklungs- und Gestaltungsmöglichkeiten erarbeitet, die jederzeit erweitert werden können.


Dr. Mandrella betonte, daß die Dorfentwicklung langfristig angelegt sei. Da bei den Maßnahmen richtungsweisend und behutsam vorgegangen werden muß, ist mit einer Dauer von zehn bis 15 Jahren zu rechnen. Als Entwicklungsschwerpunkt sind der Bereich Schule und Rathaus, der Eingangsbereich des Wittentales beim Gasthaus „Falken“ sowie das hintere Attental zu sehen. Der Planer gab auch Informationen über die Bezuschussung'von kommunalen und privaten Einzelmaßnahmen. Der Gemeinderat billigte mehrheitlich, das von Dr. Mandrella erstellte Dorfentwicklungskonzept für den Ortsteil Wittental. Der Ortschaftsrat Eschbach hat empfohlen, gegen die Baugenehmigung des Umbaues Hauptschule mit Mehrzweckhalle in Eschbach Widerspruch beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald einzulegen. Über die Begründung des Widerspruchs wird der neue Ortschaftsrat beraten. Dieser Empfehlung schloß sich auch der Gemeinderat einstimmig an.


Die Entleerung von Kleinkläranlagen und geschlossenen Gruben wird ab 1. Januar zweimal jährlich erfolgen. Für diese Entleerung hat der Gemeinderat 1987 eine Satzung beschlossen. Die Gemeinde Stegen vergab die Entleerung der Kläranlagen und geschlossenen Gruben in Absprache mit den Gemeinden Buchenbach, Kirchzarten und Oberried an den günstigsten Bieter, einer Firma aus Titisee-Neustadt, die die regelmäßige Entleerung nachzuweisen hat. Die Verwaltung wurde beauftragt, mit dem Unternehmen einen Vertrag mit einer Vertragsdauer von fünf Jahren abzuschließen. Die Abrechnung mit den Betreibern der Kläranlagen und geschlossenen Gruben erfolgt durch das Unternehmen.


Die derzeit in einem desolaten Zustand befindliche Gemeindeverbindungsstraße zwischen den Ortsteilen Unterbirken und Oberbirken soll noch in diesem Jahr instand gesetzt werden. Die Straßenbauarbeiten wurden dem billigsten Bieter, einer Firma aus Kirchzarten vergeben. Die Kosten der Straßeninstandsetzungsarbeiten betragen 83.570 Mark, diese Mittel sind im Haushaltsplan vorhanden. Der Gemeinderat billigte mehrheitlich die Instandsetzungsmaßnahmen.


Auch der Übernahme der Kosten für die Beleuchtung des Geh- und Radweges entlang der L 127 zwischen der Steurentalstraße und Engelbergstraße in Eschbach in Höhe von 15.000 Mark gab der Gemeinderat seine Zustimmung.


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BZ 30.11.1989

Franz Hug feierte Siebzigsten

Viele Gratulanten kamen in den „Reckenberg“


STEGEN-ESCHBACH (wg). Bei Franz Hug, der am Dienstag in Stegen-Eschbach seinen 70. Geburtstag feierte, trifft zu, daß man im Leben zwar anders vorausplanen kann, es aber dennoch oft anders kommt. In Eschbach am 28. November 1919 geboren, erlernte Franz Hug zunächst den Beruf des Raumausstatters, den er allerdings nach seiner Lehre nur kurze Zeit ausüben konnte.


Am 1. Oktober 1939 wurde Franz Hug zur Deutschen Kriegsmarine einberufen. Danach lernte er mehr als fünf Jahre die See, den Atlantik, die Ostsee und das Mittelmeer, kennen. Nur, es war keine friedliche Seefahrt, denn es war Krieg. 1945 kam Franz Hug in englische Kriegsgefangenschaft, die glücklicherweise nur einige Monate dauern sollte. Die ersten Nachkriegsweihnacht verbrachte er wieder zu Hause. 1949 heiratete Franz Hug Maria Läufer aus Eschbach. Fünf Kinder gingen aus der Ehe hervor. Um den Lebensunterhalt zu bestreiten, "die Ansprüche waren damals noch bescheiden", erinnert sich der Jubilar‚ war Franz Hug zunächst in

der Textilbranche und später kaufmännisch im Verlagswesen tätig. Dieser Berufsabschnitt endete 1973 mit der Leitung der Kantine des Verlags Rombach in Freiburg.


Das war auch der hauptberufliche Einstieg in die Gastronomie. In Eschbach auf einem eigenen Grundstück, das für ein solches Vorhaben geradezu als ideal erschien, erbaute die Familie Hug in den Jahren 1973/74 den "Landgasthof Reckenberg". Am 17. Januar 1975 war die Eröffnung. Franz und Maria Hug wußten, daß sie diesen Schritt nicht nur für sich selbst taten, sondern auch für Sohn Gerhard, der sich zuvor in guten Häusern in der Schweiz hatte als Koch ausbilden lassen.


Gerhard Hug trat in den elterlichen Betrieb ein, und baute die Küche auf. Franz Hug erledigte die kaufmännische Arbeit und Maria Hug wurde von den Gästen bald als die gute Seele des Hauses anerkannt. Bis Ende 1988 leiteten Franz und Maria Hug den Landgasthof "Reckenberg". Am 1. Januar 1989 übergaben sie den inzwischen gut eingeführten Familienbetrieb an Sohn Gerhard und Schwiegertochter Andrea Hug. Besonders freut sich Franz Hug darüber, daß sein Sohn Gerhard als Koch und Gastronom weithin hohe Anerkennung gefunden hat.